Stefanie Dvorak | © STG | Jesse Streibl Stefanie Dvorak | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Stefanie Dvorak

Sie ist seit 24 Jahren Mitglied des Ensembles des Wiener Burgtheaters. Die Herzbotschafterin Stefanie Dvorak, geboren und aufgewachsen in Gleisdorf, ist auch in vielen Fernseh- und Kinoproduktionen zu sehen. Wir sprachen mit der in Wien lebenden Schauspielerin über ihr Fremdeln in der Bundeshauptstadt, über Hollywood und warum die Luft in ihrem Heimatort Vitamine hat.

Ihr Lehrer, der große Klaus Maria Brandauer, hat geschwärmt und Sie als tolle, ungeheuer begabte Kollegin gelobt.

Von ihm, das ist Wahnsinn. Als Jugendliche habe ich mir alle Filme mit ihm angeschaut und mir so gedacht: „Einmal nur in seine Nähe zu kommen …“. Und dann war ich eben am Max-Reinhardt-Seminar vorsprechen und ich wusste zum Glück nicht, dass er in der Jury sitzt. Ich habe ihn wirklich erst ganz am Schluss gesehen, als ich dann schon aufgenommen war. Da kam er zu mir her und hat mich beglückwünscht. Und ich bin aus allen Wolken gefallen. Dann wurde er auch mein Lehrer. Ich glaube, ich war nicht immer ganz einfach als Schülerin. Und vieles, was er uns gesagt hat, habe ich erst viel später im Laufe der Zeit verstanden. Also so nach und nach ist dann bei mir der Groschen gefallen. Er hat mit uns ganz tolle Sachen auch in Altaussee gemacht. „Spiel im Berg“ oder „Sommernachtstraum“. Ja natürlich, wenn jemand so etwas über einen sagt, dann ist das ganz toll.

 

Sie sind gut gebucht, arbeiten viel, Sie machen Theater- als auch Fernseh- und Kinoproduktionen. Was ist die größere Challenge?

Es sind zwei grundverschiedene Berufe, würde ich sagen. Für mich ist beides nach wie vor eine Challenge. Gott sei Dank, weil ich glaube, sonst wäre mir schon langweilig in meinem Beruf. Drehen ist im Moment eher wenig, die Haupt-Challenge ist gerade Theater. Und da kommen immer wieder neue Projekte auf mich zu, mit verschiedenen Arbeitsweisen der Regisseure, dass ich durchaus gefordert bin. 

 

Wie war für Sie die Zeit in der Pandemie, als im Burgtheater die Lichter ausgingen. Als mehr oder weniger die ganze Kulturszene stillstand?

Sehr ambivalent. Also es war ja für uns alle eine komplett neue Erfahrung. Und es gab einen Teil in mir, der diesen Stillstand, also dass man nirgends hinmusste und man auch das Gefühl hatte, dass man nichts verpasst, durchaus als positiv empfand. Dass keine Autos mehr gefahren sind, keine Flugzeuge unterwegs waren. Dieses Innehalten hatte auch etwas Positives. Und draufzukommen, ich muss nicht dauernd irgendetwas konsumieren. Dieses Innehalten war einmal gut, eine Sicht darauf zu haben, was brauche ich eigentlich wirklich zum Glücklichsein und zum Leben. Das Beängstigende war natürlich, dass keiner wusste, wann es wieder weitergeht. Wird es überhaupt weitergehen, in welcher Weise? Das war das Beunruhigende dran. Existenzängste hatte ich keine, weil wir in Kurzarbeit waren. Da war ich einfach extrem dankbar dafür. Weil viele Kolleg:innen, die freiberuflich unterwegs sind, die hatten es sehr schwer.

 

Gibt es eine Rolle, die Sie unbedingt einmal spielen wollen? Wie wäre es mit der Buhlschaft?

Bei der Buhlschaft wäre mir, glaube ich, ehrlich gesagt der Rummel zu viel. Ich bin privat eher ein scheuer, ein schüchterner Mensch. Das wäre mir zu viel. Ich glaube, es wird noch so viel geschrieben in den nächsten Jahren, die ich noch aktiv bin. Ich könnte gar nicht sagen, was da jetzt noch eine Lieblingsrolle wird, weil vielleicht ist die noch gar nicht geschrieben. Ich hatte schon ein paar, die ich sehr gerne gespielt habe und die sehr prägend waren, für meine Karriere oder für mein Wachstum. Aber so eine ganz gezielte Lieblingsrolle könnte ich nicht festlegen.

Stefanie Dvorak | © STG | Jesse Streibl
„Zuhause kann man einfach sein, wie man ist.““

Unvermeidliche Frage: Hat Hollywood schon angerufen?

Der Holly, der Hollywood. Der hat natürlich schon angerufen, aber leider war ich da gerade verhindert. Und seither hat er sich nicht mehr gemeldet. Also Holly, wenn Du das hörst, ich wäre jetzt bereit. Ruf mich an.

 

Wie kamen Sie eigentlich zur Schauspielerei? Es heißt, Sie hatten ursprünglich vor, Nonne zu werden.

Ja, das war so eine kurze Phase. Ich weiß nicht, wie ich zu diesem Bild kam. Mit einem Kloster und Klostergarten und die ganzen Nonnen waren so im Garten und die haben friedlich dahingearbeitet in so einer Gemeinschaft. Und das hat mich angesprochen. In gewisser Weise habe ich im Theater jetzt auch so eine Familie gefunden, die so vor sich hinarbeitet – gemeinsam im besten Fall. Zur Schauspielerei kam ich durch das Gymnasium Gleisdorf mit der Bühnenspielgruppe „Zeitgeist“, die dort ein Professor gegründet hatte. Ich war damals 13. Da habe ich so Theaterluft geschnuppert. Es gibt auch die Geschichte, dass meine Mutter behauptet, ich hätte schon mit 5 Jahren gesagt, dass ich Schauspielerin werden will. Aber an das kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern.

 

Gibt es einen Kollegen oder eine Kollegin, mit dem/der Sie gerne auf der Bühne oder vor der Kamera stehen würden?

Ich würde sagen, ich stehe jeden Tag mit so großartigen Leuten auf der Probebühne oder auf der Bühne. Eigentlich bin ich sehr, sehr glücklich, wie es momentan ist.

 

In einem Interview haben Sie gesagt, Wien war anfangs für Sie ein Kulturschock.

Es ist halt eine Großstadt. Wahrscheinlich kann man es gar nicht so direkt vergleichen mit dem Leben auf dem Land. Aber so ein bisschen mehr Leichtigkeit und Humor oder eine Freude im Alltag wäre ganz schön - weil eigentlich haben wir es so gut. Wir leben in einem sicheren Land, wir haben alles an Ressourcen zur Verfügung. Also wir könnten uns alle einfach ein bisschen mehr freuen, denk ich mir. Das fällt mir in Wien halt extrem auf. Ich weiß nicht, manchmal renne ich selbst schon so durch die Straßen. Vielleicht ist Wien so. Muss man hier so sein.

 

Fremdeln Sie nach 24 Jahren immer noch?

 Nein, inzwischen nicht mehr. Also es ist zu einer größeren Liebe geworden. Ich kann das hier jetzt auch schon als zu Hause beschreiben – das Wien und die Wiener. Am Anfang habe ich etwas gebraucht - diesen Wiener... ich würde es einmal als Charme bezeichnen. Das war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig für mich.

Stefanie Dvorak | © STG | Jesse Streibl
Stefanie Dvorak | © STG | Jesse Streibl

Sie sind in Graz geboren, in Gleisdorf aufgewachsen. „Hier habe ich das Gefühl, die Luft hat Vitamine“, haben Sie einmal gesagt. Das ist so ein poetischer, so ein schöner Satz. Wie wirkt sich das Einatmen der Vitamine aus?

Na eben sehr positiv. Also immer, wenn ich nach Hause fahre und vor die Tür trete. Wenn man in Wien ist, merkt man ja nicht, wie die Luft ist. Aber immer wenn ich dann nach Gleisdorf komme und dann rausgehe, dann denke ich mir jedes Mal – Ah, so könnte auch Luft sein. Ich tu so einen Atemzug und innerlich einen Jubelschrei würde ich sagen.

 

Wie verfolgen Sie die steirische Kunst- und Kulturszene, wie ist generell Ihr Blick auf das Land?

Letztens habe ich wieder irgendwo über das „Theater im Bahnhof“ gelesen. Da habe ich mich innerlich wahnsinnig gefreut, weil das waren unsere Heroes, als wir da die „Zeitgeister“ waren in Gleisdorf. Das „Theater im Bahnhof“ war für uns „Poah“, die können es wirklich. Und da gab es immer ganz tolle Produktionen. Und jetzt habe ich da irgendeine Theaterkritik gesehen und mir gedacht, „Hey, das ist wirklich toll“. Die gibt es jetzt schon so lange als kulturelle Institution in Graz und das finde ich richtig beeindruckend. Das etwas auch die ganze Pandemie überlebt hat. Das spricht sehr für die Qualität dieser Bühne. Ich war zwar jetzt lange nicht mehr dort, aber das waren echt unsere Helden. Und aufs Land generell: Manchmal mit Sorge natürlich, so wie wir inzwischen alle glaube ich, mit der Trockenheit und Klimawandel und Blablabla.

 

Wird der Blick auf das, woher man kommt, anders oder milder, je länger man weg ist?

Auf jeden Fall, ja, das glaube ich ganz fest. Das erste Mal habe ich so etwas wie Heimweh empfunden, als ich in England war. Da bin ich mit 18 hin. Natürlich, mit 18 will man nichts wie weg. Und dann ist man weg und denkt sich – „Ohhh, eigentlich war es zu Hause ganz schön“. Da ist es mir erst aufgefallen. Und als ich dann nach Wien kam und das Studium am Max-Reinhardt-Seminar gemacht habe. Ich glaube schon, dass man erst weggehen muss, um das zu schätzen, was man zu Hause hat. Ich weiß nicht, ob ich es so schätzen würde, wenn ich jetzt immer zu Hause gelebt hätte. Der Mensch ist halt ein bisschen so. Ich bin zwar froh, hier und am Burgtheater zu sein und trotzdem fahre ich dann auch gerne nach Hause. Ich konnte das über die Jahre wirklich schätzen lernen, was das heißt – zu Hause sein, bei den Eltern sein – dort zu sein, wo man einfach sein kann, wie man ist.

 

Könnten Sie sich vorstellen, wieder in der Steiermark zu leben?

Ja, könnte ich mir durchaus vorstellen. Ja.

 

Eine Freundesrunde kommt zu Besuch in die Steiermark - an welche fünf Plätze würden Sie sie bringen?

Ich würde sie in die Raabklamm führen. Und dann zu einer Buschenschank in die Südsteiermark. Nach Graz natürlich. Unbedingt auch zum Frankowitsch. Und vielleicht noch in eine Therme.

Stefanie Dvorak | © STG | Jesse Streibl
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