Wen hätten Sie noch gerne einmal vor der Kamera?
Wenn ich mir was wünschen darf. Ich würde wahnsinnig gerne ein Gespräch führen abseits der Kamera. Ich hatte da die wunderbare Begegnung mit dem ehemaligen deutschen Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Rahmen eines Kongresses. Wir sind am Abend gemütlich zusammen gesessen und er ist so wie ich auch der Kulinarik nicht abgeneigt. Also er isst gern und trinkt gern sein gutes Glaserl Wein. Es war so ein Mehrwert für mich, mit ihm so zu reden, wo die Rollen nicht klar verteilt sind. Im Interviewstudio sind die Rollen ja klar verteilt. So eine Begegnung würde ich mir auch mit Barack Obama wünschen. Der hat mich journalistisch so geprägt, es waren wahrscheinlich von der Information her die intensivsten Jahre in Washington, wie er Präsident wurde. Meine Generation hat ja große Hoffnungen in Obama gesetzt, wir haben gedacht, das wird weltpolitisch so eine Zäsur. Die Bilanz fällt halt schon mau aus. Ich würde wirklich gerne von ihm erfahren, ob er manchmal am Abend, wenn er allein zu Hause sitzt, sich überlegt, was das für vertane Chancen waren. Ich weiß, wie das alles funktioniert und dass die Republikaner ihm keine Chance gegeben haben. Aber dass die Bilanz so mau ausfällt, das muss schon an ihm nagen.
Auch Journalisten sind nicht gefeit vor Hoppalas. Können Sie sich an eines erinnern?
Da gibt es so viele. Bei aller Seriosität ist es auch wichtig, dass man sich seinen Humor behält. Ich weiß aus Erfahrung, dass die Hoppalas beim Publikum immer gut ankommen. Sie merken, da sind Menschen dahinter. Und vor allem wenn sie sehen, dass man auch über sich selber lachen kann. Das nimmt dann ein bisserl die Schwere, welche die Nachrichten per se schon haben, heraus. Ich erinnere mich noch, dass die Visagistin extra noch geschaut hat, dass ich ja nicht glänze. Das war dann noch im Bild, dieses Hoppala hat sogar in den Zeitungen danach noch Niederschlag gefunden.
Die Steiermark kann man zwar verlassen, aber die Steirerin bekommt man nicht wirklich aus einem heraus, oder?
Ich habe es immer versucht, die Steirerin rauszubringen, aber je älter ich werde, umso stärker kommt sie durch. Der Heimatbegriff wird für uns alle, je älter man wird, immer wichtiger. Für mich war das früher immer so etwas Negatives, etwas Begrenzendes – damit wollte ich überhaupt nichts zu tun haben. Das war bei mir wahrscheinlich noch viel stärker ausgeprägt, da ich ja in Kanada geboren bin und erst relativ spät - so mit sieben, acht Jahren – hergekommen bin. Da habe ich mir als Kind schon schwer getan mit der Südsteiermark. Ich wollte immer nur weg. Jetzt merke ich, dass sie mich fast wie ein Magnet anzieht. Es hat natürlich auch damit zu tun, dass es so eine Art Heimkommen ist.
Was wäre eigentlich aus Ihnen geworden, wenn Sie auf dem Weg zum Journalismus anders abgebogen wären?
So wie jedes Mädchen, das Tiere liebt, wollte ich Tierärztin werden. Begonnen habe ich eigentlich in Hetzendorf (Modeschule in Wien), da ich mich wahnsinnig für Mode interessiert habe. Ich habe aber dann sehr schnell bemerkt, dass ich nicht selber schneidern sondern über Mode und Kultur schreiben wollte. Und so begann mein Publizistikstudium, kombiniert mit Erasmus in Rom. Damals hat der ORF sein Italien-Büro von Bozen nach Rom verlegt und so bin ich in den politischen Journalismus reingerutscht. Also es hätte auch ganz anders ausgehen können. Aber ich bin nicht undankbar.
Ist die Steiermark generell am richtigen Weg? Wie ist Ihr Blick aufs Land?
Ich merke natürlich, dass die Entwicklung etwa hier in der Südsteiermark in den letzten zehn, fünfzehn Jahren eine wahnsinnige Dynamik angenommen hat. Es war ja wirklich verschlafen hier, als ich noch eine Jugendliche war. Da hat es uns eher nach Graz gezogen. Ich freue mich wahnsinnig darüber, dass viele Freunde von mir jetzt Weinbauern von internationalem Standing sind. Gleichzeitig sehe ich, dass sehr viel von außen investiert wird. Ich finde, dass die Südsteiermark ein bisschen aufpassen muss, dass - wenn es primär Investoren sind, die wenig bis keinen Bezug zur Region haben - Beliebigkeit Einzug hält. Dann verliert die Region das, wofür sie steht. Weil die Südsteiermark ist sowas Ehrliches und Authentisches, sie hat in dieser Ehrlichkeit auch fast etwas Grobes trotz der lieblichen Landschaft. Ein Südsteirer, der sagt dir ehrlich ins Gesicht, was er sich denkt. Man muss die Südsteiermark weiter entwickeln, aber sie muss sich nicht neu erfinden.