Claudia Rossbacher | © STG | Jesse Streibl Claudia Rossbacher | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafterin

Claudia Rossbacher

Die Herzbotschafterin ist so steirisch, dass sich die gebürtigen SteirerInnen ranhalten müssen. Claudia Rossbacher, die erfolgreichste Krimiautorin der Republik. Mehr als ein Dutzend Steirerkrimis gibt es bisher aus ihrer Feder, einige auch verfilmt. Sie liebt ihre Wahlheimat mit jeder Faser.

Das spürt man im Gespräch, dass wir mit ihr am Hauptwohnsitz, dem beschaulichen Schloss Kainberg bei Kumberg, führen durften. Für die gebürtige Wienerin ist die Steiermark das vielseitigste der Bundesländer – vom Gletscher zum Wein – mit den freundlichsten Bewohnern.

Frau Rossbacher, der deutschsprachige Raum kennt Sie als originelle, sehr kreative Vielschreiberin. Dürfen wir um eine kurze Selbstbeschreibung bitten?

Neugierig, friedlich – man glaubt es kaum, aber ja, das Krimischreiben ist ja mein Ventil. Wenn mich jemand richtig nervt, büßt er es schlimmstenfalls fiktiv. Und so morde ich mich immer weiter durch die Steiermark. Aber nicht, weil ich die Steirer nicht mag, sondern ganz im Gegenteil, weil ich sie mag. Schlussendlich haben mich die Steirerkrimis dann ja auch fix von Wien in die Steiermark geführt.

Warum spielen Ihre Romane hauptsächlich in der Steiermark? Sie haben in den schillerndsten Metropolen der Welt gelebt. Wäre nicht das Mondäne noch sehr viel knackiger gewesen?

Es gibt zwei sehr mondäne Thriller von mir – meine ersten beiden Werke – „Hillarys Blut“ und „Drehschluss“ –, die in der Karibik bzw. auf Mallorca spielen. Doch darauf hat die Welt nicht gewartet. Die Bücher sind zwar erschienen und haben auch einige Käufer gefunden, aber für die Bestsellerlisten hat es nicht gereicht. Doch dann kamen die Steirerkrimis. Und sie kamen, weil mich die berühmte Muse in einer schlaflosen Nacht geküsst hat. Eine Frau ist durch meinen Kopf gelaufen. Eine nackte Frau, die durch den Wald gerannt ist, um vor ihrem Mörder zu fliehen. Was ihr Gott sei Dank nicht geglückt ist. Ich bin aufgestanden, weil ich einen Prolog im Kopf hatte. Und ich habe ihn zum Glück gleich niedergeschrieben, denn sonst gäbe es keine Steirerkrimis. Am nächsten Tag habe ich überlegt, wo denn dieser Tatort im Wald liegen könnte. Den Wienerwald habe ich ausgeschlossen, obwohl ich dort früher immer sehr gerne mit meinem Hund umhergestreift bin. Aber ich wollte keine Wien-Krimis schreiben. Dann habe ich mich meiner Kindheit besonnen. Im Ferienlager am Reinischkogel ist bei mir schon früh eine emotionale Bindung zur Steiermark und zum Wald entstanden. Mein Mann ist Steirer und hat Familie hier. Und nicht zuletzt ist die Steiermark auch das waldreichste Bundesland. Die Entscheidung war also gefallen, und ich habe sie nie bereut. Tatsächlich wollten dann gleich vier Verlage das Buch veröffentlichen. Als „Steirerblut“ erschienen ist, haben der Buchhandel und die Leserinnen und Leser begeistert zugegriffen und ich hatte meinen ersten Bestseller. So hat alles begonnen.

Wie recherchieren Sie die regionalen Besonderheiten? Im „Steirertanz“ etwa ist mir besonders aufgefallen, dass sie sehr zeitkritisch etwa Bodenversiegelung, Bauboom und touristisches Gewinnstreben anprangern.

Zuerst einmal entscheide ich mich für eine Region. Dann recherchiere ich die Themen, die die Menschen dort beschäftigen. Es ist ja ein Unterschied, ob du in der Südsteiermark, in Schladming oder in Bad Aussee lebst. Ich schreibe zeitgenössische Krimis, daher ist es mir sehr wichtig, dass ich auch unsere Zeit darin einfange. Meine Bücher sind Zeitdokumente, in denen man auch später noch nachlesen wird können, dass damals Corona, eine Energiekrise oder was auch immer war. So fiktiv meine Kriminalfälle sind, so realistisch möchte ich das Rundherum zeichnen. Meine Krimis sollen nicht irgendwo spielen können, sie sollen nicht einfach nach Tirol versetzt werden können, das funktioniert nicht. Es ist wirklich jede Geschichte auf die jeweilige Region zugeschnitten. Mir ist es auch ganz wichtig, dass sich die Einheimischen damit identifizieren können, denn nur dann sind die Krimis authentisch. Natürlich gibt es auch immer wieder Kritiker, aber bisher haben sich noch alle gefreut, wenn ich einen Tatort in ihrer Region angesiedelt habe. Ich bekomme auch immer wieder E-Mails von Leuten, die sich einen Steirerkrimi in ihrer Gemeinde wünschen, aber ich suche mir die Schauplätze schon selbst aus. Die Orte müssen etwas Besonderes haben, das mich zu einer Geschichte inspiriert, und so reizvoll sein, dass ich mich die nächsten Monate zumindest gedanklich dort aufhalten möchte.

Claudia Rossbacher | © STG | Jesse Streibl
Claudia Rossbacher | © STG | Jesse Streibl
„Nicht nur die Wiener, alle Österreicher mögen die Steirer.“

Never change a winning project, aber juckt es Sie nicht ab und an etwas ganz anderes zu machen, literarisch gesehen?

Das Anders-Machen habe ich wie gesagt schon mit meinen Thrillern abgehakt. Außerdem schreibe ich zwischendurch auch Reisebücher mit Steiermark-Bezug. „Lieblingsplätze in der Steiermark“ etwa. Gemeinsam mit Sabine Flieser-Just, damals noch Präsidentin des steirischen Sommelier-Vereins, habe ich die „Genuss-Spur Steiermark“ mit vielen kulinarischen Tipps und Rezepten veröffentlicht. Ich esse und trinke sehr gerne. Auch deshalb lebe ich in der Steiermark.

Sie sind bei Ihren Recherchen viel im Land unterwegs, kennen die Steiermark besser als viele Einheimische. Was ist gut, was ist nicht so gut, wo können wir besser werden?

Was ist gut am Land? Da wüsste ich jetzt gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Ich habe mir die Steiermark ja selbst ausgesucht und lebe freiwillig hier als bekennende Wahlsteirerin. Besonders gut gefällt mir die vielgepriesene Herzlichkeit. Die Ausprägung variiert zwar von Region zu Region, aber grundsätzlich trifft es schon zu, dass die Steirer ausgesprochen herzliche Leute sind, die anpacken können und fleißig sind. Sie können aber auch sehr gut feiern. Ich mag auch, dass sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten und sich nicht einschleimen, aber hinterrücks schimpfen. Zumindest empfinde ich es so. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Aber von der Mentalität her sind mir die Steirer schon sehr, sehr nahe. Besser machen könnte man immer etwas.  Die Bodenversiegelung ist zum Beispiel ein großes Thema, insbesondere in diesem Land, da muss man etwas tun. Und es gibt einige andere Themen, dich ich dann in meine Krimis einbaue, wenn sie in die Region passen.  Aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass mich etwas an der Steiermark stört. Mir ist jedenfalls noch nichts untergekommen.

Wenn Sie Freunden die Steiermark beschreiben müssten, wie würden Sie es anlegen?

Ich würde sagen, das ist ein wunderschönes, sehr vielseitiges Bundesland. Das vielseitigste in Österreich, es heißt ja nicht umsonst vom Gletscher zum Wein. Die Landschaften sind völlig unterschiedlich. Und dann bin ich schon wieder bei der Herzlichkeit der Leute, Kulinarik und beim Wein. Die hohen Berge sind für mich persönlich weniger reizvoll, ich bin nicht so der Bergfex und auch keine Wintersportlerin mehr. Aber wer Berge liebt, der findet sie hier. Dafür mag ich die lieblichen Landschaften, die Weinhügel und den Wald. Das ist meins. Und ich liebe es, bäuerliche Produkte aus der Region oft auch direkt beim Bauern kaufen zu können. Die Landwirtschaft, die Bauern und ihre Produkte gehören für mich zur steirischen Lebensqualität.

Was würden Sie Menschen zeigen, die noch nie in der Steiermark waren?

Ich würde ihnen zuerst einmal die Süd- und Weststeiermark zeigen. Die Weinregionen eben. Natürlich auch Graz als Stadt, die ich wirklich sehr gerne mag. Für mich hat Graz die perfekte Größe, größer muss eine Stadt nicht sein. Wien ist ein solcher Moloch geworden! Ich darf das sagen, ich bin ja gebürtige Wienerin. Graz hat noch diesen Charme, dass jeder jeden kennt. In der Steiermark kennt man immer jemanden, der einem weiterhelfen kann, wenn man etwas braucht. Ich bin gerne von der großen weiten Welt hierhergezogen und wurde herzlich aufgenommen. Es hätte ja auch sein können, dass die Steirer sagen, eine Wienerin kann doch keine Steirerkrimis schreiben. Das Gegenteil war der Fall, dafür bin ich sehr dankbar. 

Claudia Rossbacher | © STG | Jesse Streibl
Claudia Rossbacher | © STG | Jesse Streibl
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Wein ist ein fixer Bestandteil Ihres literarischen Werks, haben Sie schon einmal daran gedacht, selber Wein zu machen?

Ich kann mir gut vorstellen, eines Tages Wein zu machen. Aber nicht alleine. Das könnte durchaus noch einmal ein Zukunftsprojekt werden. Ich schließe nichts aus.

Wie ist ihr persönlicher Zugang zum Wein, was wird getrunken, zu welchen Anlässen? 

Zu regelmäßig, würde der Arzt sagen. Also zumindest nicht in homöopathischen Dosen. Ich hoffe, ich bin keine Alkoholikerin. (lacht) Nein. Ich habe einiges von der Expertise meiner Freundin Sabine Flieser-Just gelernt, die Jahre lang die Präsidentin des steirischen Sommelier-Vereins war. Wenn wir zusammen essen gehen, lasse ich immer sie die Weine aussuchen. Und da passiert dann viel Spannendes, was ich noch nicht gekannt habe. Am meisten hat sich mein Horizont bei der Recherche für „Steirerrausch“ erweitert, damals bin ich in die Welt der biodynamischen Weine eingetaucht. Aber es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Die jungen steirischen Weinbauern finde ich großartig. Sie sind wahnsinnig kreativ, packen an und sind dabei, den Wein noch einmal neu zu erfinden.

Was oder wer ist ihr Weinfavorit? 

Ich mag Riesling aus dem Sausal sehr, sehr gerne. Und Grauburgunder aus Straden. Nicht zu vergessen den Schilcher, der sich wahnsinnig gewandelt hat. Der Wein muss halt passen, zum Essen, zur Laune und Stimmung.

Sie haben Tourismusmanagement studiert. Welches Konzept würden Sie der Südsteiermark empfehlen? Oder besser gesagt: verordnen?

Das ist schwierig. Ich glaube, gerade der Süden der Steiermark ist eh schon wahnsinnig bekannt. Diese Region hat eher das Problem zu vieler Touristen. Man sollte sich vielleicht auch noch andere Standbeine für die Zwischensaisonen suchen. Im Winter ist ja fast alles hochgeklappt. Aber ich finde es reicht, die Südsteiermark ist gut versorgt mit Touristen. Ich würde mir auch nicht wünschen, dass die Steiermark so überrannt wird, dass man sich nicht mehr wohlfühlen kann. Das will doch keiner. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Es ist aber von Region zu Region sehr unterschiedlich. Man kann das Schilcherland mit der Südsteiermark nicht wirklich vergleichen. Die gehören touristisch jetzt zwar zusammen, aber es sind doch zwei unterschiedliche Regionen, die ganz andere Voraussetzungen und Bedingungen haben.

Die Steiermark ist die bevorzugte Urlaubsdestination der Wiener, speziell die Weingegend gilt für die Wiener Feinspitze als Hot Spot. Als gebürtige Wienerin müssen Sie es wissen: Wie ist generell der Blick der Menschen aus der Bundeshauptstadt auf die Steiermark? Und warum mögen die Wiener die Steirer?

Ich glaube, dass nicht nur die Wiener die Steirer mögen, sondern alle die sie kennen. Ich weiß von Lesungen, die ich ja in ganz Österreich (und auch in Deutschland) halte, dass fast jeder Österreicher einen Bezug zur Steiermark hat. Man kennt das Land vom Urlaub, vom Skifahren in Schladming oder am Kreischberg, von Weinreisen in der Südsteiermark oder von Wellnessaufenthalten in den steirischen Thermen. Viele haben hier auch Verwandte, die Steirer sind ja über alle Bundesländer verstreut. Die Steirer in Wien bilden bekanntlich die zweitgrößte steirische Stadt nach Graz. Es läuft halt immer wieder auf die Herzlichkeit hinaus, die es einem leicht macht, sich hier ganz besonders wohlzufühlen. Und das hängt eben mit den Menschen zusammen.

Claudia Rossbacher | © STG | Jesse Streibl
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