Boris Bukowski | © STG | Jesse Streibl Boris Bukowski | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Boris Bukowski

Boris Bukowski, Doktor der Rechte, ist eine österreichische Musik-Ikone. Der populäre Oststeirer, der seine Karriere als Schlagzeuger bei „Music Machine“ und „Magic 69“ startete, feierte als Solokünstler am Mikrofon große Erfolge und landete zahlreiche Hits.

Wir plauderten mit dem in Wien lebenden Ausnahme-Musiker und Herzbotschafter über Kultsongs, Preise und Ehrungen und warum gerade Fürstenfeld ein besonderer Boden für Musik-Heros ist.

Sie gelten als Austro-Pop-Legende und Kult-Figur. Was machen diese Bezeichnungen eigentlich aus einem?

Also als Songschreiber ist mir auch klar, dass man immer ein bisserl dick auftragen muss, damit es ein wenig spektakulärer klingt. So nehme ich das. Ich glaube nicht, dass es mich überheblich macht.

Sie haben ursprünglich Jus studiert, aber nie als Jurist gearbeitet. Ist Ihnen das Studium jemals zugutegekommen?

Natürlich konnte und kann ich einen Vertrag sofort lesen und verstehen, aber auch aufsetzen. Aber dafür hätte ich nicht so lange studieren müssen.

Wir glauben uns erinnern zu können, dass Sie einst mit „Music Machine“ Rolling-Stones-Songs trommelten. Die spielen heute auch noch. Ein Vorbild?

Ich schätze die natürlich sehr. Etwas so Einzigartiges und Unverkennbares zu machen ist ganz große Klasse. Ich möchte jetzt nicht sein wie irgendjemand, also es gibt irrsinnig viele Musiker, von denen ich mir was abschauen kann. Aber genauso sein wie jemand anderer möchte ich nicht.

Sie schrieben eine Reihe von Songs, die Pop-Geschichte sind und die Charts eroberten. Wie die Kult-Nummer „Kokain“, „Fritze mit der Spritze“, „Fandango“ oder „Trag meine Liebe wie einem Mantel.“ Welcher Titel ist der nachhaltigste? Und der, den Sie heute noch am liebsten spielen?

Also ich muss sagen, es stimmt, dass sich Songs nicht gleichermaßen abnützen oder gar nicht abnützen. Gott sei Dank gibt es jetzt nicht nur den einen, den ich noch am liebsten singe. Ich könnte jetzt nicht sagen, ob ich jetzt lieber „Fritze mit der Spritze“ oder „Kokain“ spiele.

Mit wem würden Sie in Ihrem Leben gerne noch auf der Bühne stehen?

Ich habe mir für mein drittes Album einen großen Wunsch erfüllt und Tony Levin - den Bassisten von der Peter-Gabriel-Band - engagiert, um mein drittes Album zusammen mit dem Weltklasse-Schlagzeuger Kurt Cress in dessen Studio in München aufzunehmen. Und der ist für mich unter allen Weltklasse-Bassisten einfach der sensationellste Bassist. Und der bewegt sich so unfassbar gut und schaut so gut aus – und dabei ist er nur ein paar Monate jünger als ich. Mit dem würde ich gerne auf der Bühne stehen.

Boris Bukowski | © STG | Jesse Streibl
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„Die Steiermark ist immer gut mit ihren Künstlern umgegangen.“

Sie haben ein Buch geschrieben und sich auch in der Schauspielerei versucht. Hätten Sie da gerne mehr in diese Richtungen gemacht?

Ich glaube jetzt nicht, dass ich morgen abdanke. Vielleicht schreibe ich noch das eine oder andere Buch – keine Ahnung. Schauspielerei – da war ich mir in jüngeren Jahren sehr unsicher und habe einmal einen tollen Film von Reinhard Schwabenitzky abgelehnt, weil ich ihn mir nicht zugetraut habe. Heutzutage täte ich gerne was spielen, nur in so einem biblischen Alter gibt es ja keine Angebote, oder? Gibt es überhaupt so alte Rollen? (lacht)

Hätten Sie eigentlich gerne einmal Ihren Namensvetter Charles Bukowski getroffen?

Als ich in München mit Kurt Cress und Tony Levin im Studio war, ist aus Wien ein Redakteur gekommen, der für den ORF gerne so ein Special gemacht hätte mit Charles Bukowski und mir. Der Bukowski war aber damals schon relativ alt und zumindest den Fans gegenüber hatte er die fixe Einstellung: Am liebsten sind mir diejenigen, die mich mit ihrer Abwesenheit beehren.

Sie stammen aus einer Ecke, die großartige Musiker hervorbrachte. Ist Fürstenfeld und Umgebung ein besonderer Boden dafür?

Wenn ich mir rückblickend anschaue, wer da alles herausgekommen ist, dann muss ich sagen: Irgendwo muss es ein Geheimnis dieses Bodens geben. Aber ich kenne es nicht.

Sie haben zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. Goldene Schallplatte, Josef Krainer-Preis, Amadeus Award für das Lebenswerk. Wo ordnen Sie die ein, was bedeuten sie Ihnen?

Ich habe – glaube ich – das Selbstwertgefühl nicht mit dem großen Löffel abgekriegt. Wenn ich mir so anschaue, wer meine Vorgänger beim großen Josef-Krainer-Preis, beim Amadeus-Award sind, dann denke ich mir, ok, heute hat mein Selbstwertgefühl vielleicht wieder ein bisserl mehr Boden gekriegt.

Sie haben einmal bei Dancings Stars mitgemacht. Wie konnte Ihnen das passieren?

Bei der Anfrage am Telefon haben sie mir gleich dazugesagt, ich wäre der Älteste, der das je gemacht hat. Und da habe ich mir gedacht, das reizt mich schon einmal vom Sportlichen her. Ich möchte sehen, ob ich das noch hinkriege. Ich war damals 76. Weil das ist eine Aufgabe, die noch einmal um Längen darüberliegt über dem, was ich seit dem letzten Jahrhundert so täglich mache, nämlich fast immer eine Stunde Gymnastik oder Sport. Aber drei Stunden am Tag tanzen und das sieben Tage in der Woche – und das monatelang, das reizt mich einfach. Ich habe zwar gut eingeschätzt, dass ich fit genug bin, um mich das zu trauen, also ich habe nicht mehr gekeucht als die, die 40 Jahre jünger waren. Man macht so Bewegungen, die man eigentlich überhaupt nicht macht. Und da fängt man sich dann ziemlich bald irgendein Weh-Wehchen ein. So auch bei mir. Ich habe die Hälfte geschafft. Am letzten Abend bei der Sendung habe ich mir gedacht: Das verdammte Knie tut mir jetzt schon so weh, was wäre mir jetzt lieber, dass ich heute rausfliege oder noch einmal weiterkomme? Und an dem Abend bin ich rausgeflogen. Und das war genau in der Zeit, wo meine Frau und ich immer unsere Hochzeitsreise nach Kreta wiederholen. Meine Frau hat sofort in Griechenland angerufen...

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Sie leben seit vielen Jahren in Wien. Wie sind Sie noch der Heimat verbunden, was ist das Steirische an Ihnen?

Man wird wahrscheinlich auch in 30 Jahren am Bellen noch hören, woher ich komme. Das lässt sich nicht ablegen, so wie es ausschaut. Wichtig ist der Unterschied zwischen einer kleineren Stadt wie Graz und einer Millionenstadt wie Wien. Und zwar bin ich draufgekommen: In einer Riesenstadt werden die Menschen ein bisschen gnadenloser beurteilt, in einer viel kleineren Stadt wie Graz muss man gnädiger mit seinen Mitmenschen sein, sonst gibt es schön langsam niemanden mehr, den man nicht schon ausgeschlossen hat. Und das finde ich sehr sympathisch. Man kriegt sozusagen leichter eine zweite Chance, jeder ist gezwungen, anderen auch eine zweite oder dritte Chance zu geben, wenn sie einmal einen Blödsinn gemacht haben.

Wie ist aus der Distanz der Blick auf die Steiermark?

Ich habe erstens einmal eine großartige Erinnerung an meine Kindheit in Neudorf bei Ilz. Meine Geschwister und ich haben oft gleich nach dem Frühstück gesagt, heute gehen wir wieder „auf Ende“. Das hat bedeutet, wir schauen, wo die Welt aus ist. Niemand hindert uns daran, es gibt keine Grenzen, alles zu entdecken, was es gibt. Wir sind in Wälder gegangen, in denen wir noch nie waren und haben uns oft stundenlang nicht ausgekannt. Wir wussten nicht, wie wir da jetzt wieder rauskommen. Aber genau das und die Tatsache, dass wir dann doch immer wieder heimgefunden haben, hat uns so eine Sicherheit gegeben. In spannenden Momenten, in nicht gekannten Situationen – wir finden schon unseren Weg, wir machen das schon.

Und die steirische Musik-Szene?

Was mir damals sehr gut gefallen hat ist, dass die Steiermark immer irrsinnig nett mit ihren Künstlern umgegangen ist. Wir haben von den Journalisten wirklich großes Entgegenkommen gekriegt. Die waren interessiert und damals gab es in jeder Zeitung so etwas wie eine Pop-Seite. Und auch das zeigt noch den Umgang mit den Künstlern, dass nämlich in der Steiermark so ein geiles Avantgarde-Festival wie der „Steirische Herbst“ entstanden ist.

Haben Sie noch so etwas wie einen Sehnsuchtsort in der Steiermark? Wohin verschlägt es Sie, wenn Sie wieder einmal da sind?

Die Steiermark ist wunderschön. Es gibt irrsinnig viele Platzerl, auch viele, die ich noch nicht kenne. Deswegen kann ich gar kein einzelnes nennen. Aber was ich auf jeden Fall demnächst endlich machen muss, ist in der Oststeiermark Schwammerl suchen zu gehen.

Wie würde Sie einem Blinden die Steiermark beschreiben?

Als ich das erste Mal in Jamaika war, habe ich mir gedacht – geil, sehr schön, aber schade, dass die Landschaft nicht ganz so üppig ist wie die Oststeiermark. Und das hat mich total gewundert, weil ich habe es mir eigentlich noch üppiger vorgestellt. Nein, die Oststeiermark ist üppiger.

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Wordrap

Der Sinn des Lebens ist es, dem Leben immer wieder einen Sinn zu geben.

Ist immer mit lieben Menschen verbunden.

Meine Neugier glaube ich.

Ich habe nicht einen größten Fehler, der sich durch mein Leben zieht, sondern immer wieder neue.

Es gibt viele Vorbilder, aber nicht in dem Sinne, dass ich so sein möchte wie jemand anderer.

Es gibt Menschen, die ein bisher unbekanntes Musikinstrument in die Hand nehmen und sofort etwas damit anfangen können. Ich gehöre nicht dazu.

Gibt es auch viele. Einer meiner Lieblingsautoren ist Yuval Noah Harari, z. B. „Homo Deus“ und viele andere.

Wolfgang Amadeus Mozart.

Maria Lassnig.

Vieles. Ob jetzt eine Goldbrasse oder eine steirische Bachforelle – gerne Fisch.

Kernöl.

Gerade jetzt zur Zeit der Klimaerwärmung. Die schöne Welt, die schöne Steiermark - aber nicht nur sie - zu erhalten.

Ein Hybrid aus Seelenheil und Dankbarkeit.

ALLE HERZBOTSCHAFTER AUF EINEN BLICK

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