Anita Frauwallner | © STG | Jesse Streibl Anita Frauwallner | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafterin

Anita Frauwallner

Anita Frauwallner ist eine Selfmade-Frau im besten Sinne des Wortes. Die Unternehmerin hat aus dem Nichts das Institut AllergoSan, das mittlerweile europaweit größte Unternehmen für Darmgesundheit, aufgebaut. Und sie will noch mehr, in ein paar Jahren soll man weltweit die Nummer 1 in der Branche sein. Die Steiermark sieht die Powerfrau als innovativen und besonderen Standort.

Wie würden Sie das sehr Komplexe, das ihr Unternehmen macht, aufs Einfache herunterbrechen? Oder anders gefragt: Was macht das Institut AllergoSan?

Also, das Institut AllergoSan arbeitet mit Bakterien. Und die meisten Menschen können sich gar nichts darunter vorstellen, weil noch niemand Bakterien gesehen hat. Aber im Körper bestimmen sie tatsächlich alles, was wir tun. Ob wir intelligent sind, ob wir gut sehen, ob unsere Lunge gut arbeitet, ob jemand schwanger werden kann oder nicht – über all das bestimmen Bakterien. Und wir versuchen, sie so zu kombinieren, dass wir das Optimale herausholen und es für jeden Menschen anwenden können.

Wenn wir es richtig verstehen, dann vernetzen Sie medizinische Forschung und Pharmazie. Wie passiert das?

Es ist verhältnismäßig einfach, weil wir natürlich auf der einen Seite die Forschung machen müssen. Sie müssen sich vorstellen, wir verwenden Bakterien auch, um sie einer schwangeren Frau zu geben, die vielleicht allergische Reaktionen hat − damit man das dann nicht auf das Kind überträgt. Oder bei uns bekommen auch Babys vom ersten Tag an bereits im Krankenhaus das OMNi-BiOTiC®. Das heißt, wir müssen wirklich intensiv forschen. Aber gleichzeitig möchten wir auch tun, was man aus der Pharmazie kennt, nämlich zu einem gesünderen Leben beitragen. Sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung. Und ich glaube, es gelingt uns sehr gut, weil ich natürlich für beides eine Leidenschaft habe.

Darmgesundheit war lange ein Tabuthema, mittlerweile ist sie sogar „trendy“. Warum?

Ich glaube, Darmgesundheit hat man immer mit dem assoziiert, was da hinten rauskommt. Also braun, der Geruch nicht immer so positiv. Mittlerweile weiß man aus der Forschung aber, dass der Darm für die Lebensqualität ganz entscheidend ist. Ich glaube, wir alle möchten mit 80 dann nicht nur mehr im Pflegeheim liegen. Man ist draufgekommen, dass tatsächlich die Bakterien in unserem Körper dafür zuständig sind, wie wir altern, ob wir gesund altern und ich selbst kann das wunderbar bestätigen, ich bin „offiziell“ seit sechs Jahren in Pension (lacht). Bakterien produzieren zum Beispiel Energie, das finde ich unglaublich schön. Hat sich schon einmal jemand gefragt, warum einer 40 Tage fasten kann? Weil die Bakterien die Energie produzieren. Und all diese Ergebnisse, dieses Wissen, das kam in den letzten 20 Jahren zustande, dass man die gesunden Bakterien im Körper braucht, damit man überhaupt gesund leben kann.

Am Anfang stand ein Drama. Ihr Mann verstarb an Darmkrebs, das war offensichtlich Animo für Ihren Einstieg in die probiotische Medizin. Was hat sich seither entwickelt?

Wenn du so ein Erlebnis hast, dass du das Liebste, was du auf Erden hast, nicht am Leben erhalten kannst, egal, wie viel du tust… mein Mann war ja selbst Arzt. Wir haben alles getan, ich habe dann auch noch Ernährungswissenschaften studiert und diese Dinge - ea hat nichts genützt. Und dann hast du irgendwann den Gedanken, speziell wenn du da am Grab stehst und dir denkst, wer ist der nächste? Dann überlegst du, was haben all diese Ärzte übersehen? Wir waren bei den besten Wissenschaftlern in ganz Europa und trotzdem hat keiner helfen können. Und dann denkst du auch daran, was, wenn es deinen eigenen Sohn erwischt, was, wenn es genetisch ist. Ich habe einfach Leute gesucht, die Erfahrungen mit Dingen haben, die wir nicht angewendet hatten. Und das erste Mal, als ich durch ein Mikroskop geschaut und diese Bakterien gesehen habe, da wusste ich: Das wäre es vielleicht gewesen. Und ich habe sehr große Unterstützung gehabt, das muss ich wirklich sagen. Von Professoren, die eigentlich froh waren, dass sich endlich jemand für diese Bakterien interessiert. Wenn ich von etwas begeistert bin, dann rede ich auch darüber. Und dieses Reden darüber war eigentlich der Beginn des Unternehmens. Und dann haben sich auch hier in der Steiermark sehr schnell Professoren gefunden, die gesagt haben: „Das könnte was sein.“ Und so gehst du Schritt für Schritt und irgendwann sieht dann die halbe Welt, dass das tatsächlich eine Möglichkeit in der Zukunft ist, um gesünder zu bleiben.
 

Anita Frauwallner | © STG | Jesse Streibl
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„Wenn ich im Auto das `Steiermark´-Schild sehe, beginne ich zu lächeln“

Sie haben einmal in einem Interview gesagt, Sie wollen Ihrer Branche weltweit die Nummer 1 werden. Wie weit sind Sie auf diesem Weg?

Das war glaube ich damals, als wir es gerade geschafft hatten, in allen deutschsprachigen Ländern Nummer 1 zu werden, also in Österreich, in Deutschland und in der Schweiz. Und dann siehst du einfach, dass, wenn du es zu Hause schaffst, du auch das Rüstzeug hast, hinauszugehen in die Welt. Wir sind heute in den USA genauso wie in China erfolgreich vertreten. Derzeit sind wir weltweit die Nummer 3.

Wann wird es so weit sein?

In fünf Jahren.

Ihr Motto ist also weiter, weiter, immer wieder weiter. Was motiviert Sie, das Werkl läuft doch sehr gut?

Ich glaube, das, was mich am meisten motiviert, sind die Menschen, die auf mich zukommen und sagen: „Es ist unglaublich, was OMNi-BiOTiC® bei mir bewirkt hat“. Oder auch sehr oft, wenn Forscher kommen und sagen: „Ich könnte mir vorstellen, dass bei dieser oder jener Erkrankung Bakterien eine Rolle spielen könnten“. Diese interessanten Gespräche mit den Wissenschaftlern und dann auch der Erfolg, wenn du Menschen siehst, denen du helfen kannst. Das ist eine Motivation, wo ich sage, ich glaube nicht, dass ich aufhören werde.

Woher kommen die Ideen? Wir haben bei unserer Recherche 69 Produkte gefunden, die vom Institut AllergoSan entwickelt worden sind.

Das ist eine interessante Frage. Wissen Sie, wo die meisten Ideen herkommen? Wenn ich Menschen kenne, die tatsächlich gesundheitliche Probleme haben, die man mit der heutigen Medizin nicht in den Griff bekommt. Und das war so bei meiner Schwester, bei meiner Mutter oder bei Freunden. Es sind immer die Menschen, die mich dazu bewegen, nachzudenken, ob man hier über Bakterien etwas erreichen könnte. Und dann auch mit innovativen Forschern auf der ganzen Welt zu sprechen. Es ist toll wenn man so ein Netzwerk hat. Es kann aber auch sein, dass die Idee von den Forschern selbst kommt. Und wir sind dann gefragt, das auch tatsächlich umzusetzen.

Kommen wir in die Steiermark. Ein guter Standort für Forschung oder überhaupt für innovative Unternehmen?

Ja, würde ich sagen. Aber wissen Sie weshalb? Das liegt hauptsächlich an den Menschen, die hier sind. Und ich sehe das bei meinen eigenen Mitarbeitern. Wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht, dann wird nicht auf die Uhr geschaut. Ich habe Mitarbeiter, die tatsächlich ihre Ideen miteinbringen. Sie sind gut ausgebildet, ich glaube, das ist einer der wichtigsten Punkte, die man auch der Politik sagen muss. Wir brauchen Leute, die hier gut ausgebildet wurden, aber auch die Möglichkeit für Zuzug von jenen, die vielleicht etwas mitbringen, was es hier noch nicht gibt. Und es ist entscheidend, Menschen dazu zu motivieren, hier in der Steiermark zu bleiben. Viele studieren zwar hier, bekommen dann aber nicht gleich den richtigen Job und dann sind sie weg. Und das tut mir besonders leid. Also, die zu halten, das sehe ich als meine vorderste Aufgabe. Etwa 40 % unserer Mitarbeiter kommen direkt von den diversen Unis. Das Schönste für mich ist, wenn ich mit Leuten aus Deutschland durch die Steiermark fahre − und wenn die dieses schöne Land sehen, dann öffnet sich bei denen das Herz.

Anita Frauwallner | © STG | Jesse Streibl
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An welchen Stellschrauben würden Sie drehen, wenn es um die Entwicklung der Steiermark geht? Oder ist eh alles palletti?

Was ich sehe, ist, dass tatsächlich sehr viele gute Ideen einfließen. Es ist auch so, dass Politiker auch durchaus zuhören. Wieviel dann tatsächlich umgesetzt wird, das kann ich noch gar nicht sagen, weil bisher habe ich es immer ohne Politik geschafft. Aber die Ideen sind gut. In der Politik muss man auch zusammenarbeiten. Man muss das Miteinander über die Verpflichtungen gegenüber einer Partei stellen. Es ist viel wichtiger zu schauen, was tun wir gemeinsam für das Land und wie ziehen wir den Karren gemeinsam.

Welche Emotionen weckt die Steiermark in Ihnen?

Ein einfaches Wort. Für mich ist die Steiermark einfach Heimat. Es ist da, wo ich aufgewachsen bin, da, wo ich unglaublich gefördert wurde von meinen Lehrern, meinen Eltern. Es ist da, wo ich auch eines Tages begraben sein möchte. Hier habe ich meine Freunde, hier spüre ich, wieviel wirklich noch aus der Natur kommt. Ich merke das immer, wenn ich z. B. von Wien mit dem Auto hereinfahre und das Steiermark-Schild sehe, dann merke ich, wie ich zu lächeln beginne. Und das ist für mich das beste Zeichen – hier bin ich zu Hause.

Ihre liebsten Plätze, zu denen Sie Freunde mitnehmen würden?

Oh ja. Ich fahre z. B. sehr gerne auf den Kulm. Da schau ich dann auf den Stubenbergsee runter. Das ist einfach ein schönes, beruhigendes Gefühl, es bringt mich zurück auf die Erde. Auch der Dachstein ist für mich wunderschön. Ich freue mich schon auf den Neuausbau der Bergstation: diese Weite, dieser Blick … Weil du siehst, was die Steiermark verbindet. Auf der einen Seite „Steirerbluat is koa Himbeersoft“ - also durchaus eine gewisse Härte, auch sich selbst manchmal gegenüber, und auf der anderen Seite schaust du dann in dieses wunderschöne, entspannte Land. Deswegen fahre ich auch immer in die Weingegend mit unseren Gästen. Wenn die die steirische Hügellandschaft sehen, sind sie jedes Mal begeistert und können nachempfinden, warum ich die Steiermark so liebe.

Was - außer Institut-AllergoSan-Produkte - würden Sie auf die berühmte einsame Insel mitnehmen?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, natürlich meinen Sohn. Und ganz sicher meine zwei Katzen. Es spielt für sie keine Rolle, wer ich bin, es spielt nur eine Rolle, dass sie bei mir ein Zuhause haben. Und ich bin ein totaler Apfel-Fan, ich gehöre eigentlich ins Apfel-Land. Ich würde daher auch einen Korb mit „Kronprinz Rudolf“ mitnehmen.

Zum Schluss: Was kann Sie noch überraschen?

Was mich zum Glück immer wieder überrascht, das sind unsere Studienergebnisse. Wir arbeiten ja mit Forschern auf der ganzen Welt zusammen. Und ich halte es oft selbst nicht für möglich, was Bakterien bewirken können. Und wenn dann unsere Forscher kommen und mir was zeigen, da ist es bei mir oft so, dass ich es fast nicht glauben kann, dass diese winzigen Lebewesen tatsächlich bei Menschen etwas bewirken, die einen Schlaganfall oder eine schwere Arthritis hatten. Ja, diese Überraschungen, die schätze ich ganz besonders.

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Wordrap

Frag dich nicht, weshalb du scheitern könntest, sondern frage dich, wie du es machen kannst, um erfolgreich zu sein.

Wenn ich von irgendjemanden sogar in den Arm genommen werde, weil wir mit OMNi-BiOTiC® helfen konnten.

Mutig und glücklich.

Zu schnell entschlossen.

Ja, Martin Luther King. Er sagte „I have a dream“ - und so einen Traum habe ich auch, nämlich Menschen zu helfen.

Ich würde gerne die Bakteriensprache verstehen, weil dann könnte ich im Bereich der Probiotika noch besser arbeiten.

Der Bolero von Maurice Ravel.

Kronprinz-Rudolf Äpfel.

Dahoam.

Ist die Herzlichkeit.

Zu Hause zu sein, in einem Bereich, wo jeder Mensch dich mag.

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