Es ist nicht verwunderlich, dass der Terminkalender von Tessa, einer hochgefragten Strafverteidigerin, buchstäblich aus allen Nähten platzt. Denn in ihrem Beruf verteidigt sie Männer, die wegen Sexualstraftaten vor Gericht stehen. In einer Welt, in der jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens sexuelle Gewalt erlebt, liegt der Fokus von Tessas Arbeit nicht darauf, ob der fragliche "Akt" stattgefunden hat oder nicht, sondern vielmehr darauf, ob er einvernehmlich war. Dies zu beweisen, erweist sich als Herausforderung, besonders wenn es zu einem Aussage-gegen-Aussage-Szenario kommt. Dennoch schafft es Tessa immer wieder, ihre Klienten mit Entschlossenheit zu einem Freispruch zu führen.
Tessa, aus einer Arbeiterfamilie stammend, verkörpert den Traum eines beruflichen Aufstiegs als Juristin. Sie setzt sich erfolgreich gegenüber ihren Kollegen durch, sticht heraus und wird sogar in der Kanzlei für ihren juristischen Rat gesucht. Romantische Abenteuer mit einem Kollegen, heimliche Büroaffären und Afterwork-Partys gehören zu ihrem Leben – bis sie selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs wird. In einer überraschenden Wendung erfährt sie die gleichen Vorurteile und Hindernisse wie die Opfer, die sie zuvor verteidigt hat: Niemand glaubt ihr.
Der fesselnde Monolog von Tessa, der von der Dramatikerin und ehemaligen Rechtsanwältin Suzie Miller geschaffen wurde, verdeutlicht, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer miteinander einhergehen.
Das Stück "Prima Facie" von Suzie Miller eroberte das Publikum bereits in Sydney, London und New York. Im Jahr 2023 wurde es mit dem renommierten "Olivier Award" ausgezeichnet und wird nun erstmals in der Spielzeit 2023/24 auch die deutschsprachigen Bühnen erobern.
*PRIMA FACIE – ein juristischer Terminus, der den "Anscheinsbeweis" beschreibt.
Regie: Anne Bader
Dramaturgie: Elisabeth Tropper
Öffentliche Erreichbarkeit: Bus 30 I Haltestelle: Freiheitsplatz/Schauspielhaus