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Über das (Heil-)Fasten im Joglland

  • 6 Minuten Lesezeit
  • Winter, Grünkraft Steiermark
Jedes Jahr findet die 40-tägige Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag statt. Roswitha Dunst vom Fastenhaus Dunst in Miesenbach in der Oststeiermark fastet seit über 35 Jahren. Für sie ist Fasten viel mehr, als nur der Verlust von überflüssigen Kilos. Was genau Fasten für sie bedeutet und wie man es ganz persönlich nutzen kann, erzählt sie uns im Interview.

Liebe Roswitha, du bist ärztlich geprüfte Diplom-Fasten- und Gesundheitstrainerin. Was bedeuten Fasten und Gesundheit für dich?

Roswitha: Fasten und Gesundheit sind für mich ein unzertrennliches Paar. Fasten erleichtert gesund sein, gesund werden und gesund bleiben.

Wir haben gelesen, dass du „Fasterin“ seit über 35 Jahren bist. Wie bist du dazu gekommen, und wie hilft dir das regelmäßige Fasten für dein eigenes Wohlbefinden?

Roswitha: In sehr jungen Jahren erkrankte ich an einer offenen Lungentuberkulose. Nach meiner offiziellen Genesung waren mein Körper und meine Psyche komplett durcheinander. Für solche Themen hat die klassische Reparaturmedizin wenig Möglichkeiten, also begab ich mich auf die Suche nach Alternativen, um mir selbst zu helfen und kam so aufs Fasten. Eine Sache, die sich bei mir sofort positiv ausgewirkt hat.

Achtsame Ernährung ist der Schlüssel für das eigene Wohlbefinden. Durchs Fasten lernt man, auch mit wenig auszukommen. Wie kann man sich diesen Urlaub vom Essen bei euch im Fastenhaus Dunst vorstellen und wie empfinden eure Gäste dieses Urlaubserlebnis der etwas anderen Art?

Roswitha: Vorstellen kann man sich Fasten gar nicht, man muss es einfach einmal probieren. Die größte Überraschung der Erstfaster ist zum überwiegenden Teil immer die gleiche – man verspürt keinen Hunger. Zwei Dinge möchte ich an dieser Stelle zurechtrücken. Zum einen ist achtsame Ernährung nicht nur der Schlüssel zum Wohlbefinden, sie ist die Basis für die Gesundheit. Zum anderen wehren wir uns in unserem Haus immer gegen Begriffe wie „Fastenurlaub“ oder „Urlaubserlebnis“. Ein Fastenaufenthalt ist eine Kur und hat mit Urlaub im üblichen Sinne wenig bis gar nichts gemeinsam. Unsere Philosophie ist es, Impulse zu setzen, für ein besseres Leben danach.

Urlaub und gutes Essen gehören ja eigentlich zusammen. Zu dir ins Fastenhaus Dunst kommt man aber, um zu verzichten. Welche Voraussetzungen sollte man erfüllen, um sich auf das Heilfasten im Fastenhaus Dunst einlassen zu können?

Roswitha: Diese Frage beinhaltet eigentlich schon die Antwort. Jemand der die Zeit im Fastenhaus Dunst als Verzicht empfindet, wird seinen möglichen Kurerfolg schon von vorne herein einschränken. Statt des Verzichts, sollte der Gewinn im Fokus sein. Dieser Gewinn besteht im Erleben einer ungeheuren körperlichen Befreiung. Auch durch zahlreiche Verbesserungen körperlicher Vorgänge und für einige natürlich auch der Verlust von Gewicht. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Fastenkur gilt bei uns, neben einer guten seelischen Einstellung, auch der Nachweis der körperlichen Eignung. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es auch Personen gibt, zum Beispiel solche mit Niereneinschränkungen, für die Fasten definitiv nicht geeignet ist.

Du sagst, Heilfasten ist ein Erlebnis, das man nur durch sich selbst machen kann. Wie unterscheidet sich normales Fasten von Heilfasten? Was können wir uns darunter vorstellen?

Roswitha: Ja – die Begriffe Fasten und Heilfasten sind so eine Sache. Der Unterschied ist nicht wirklich festzumachen. Oft wird die Bedeutung darin unterschieden, dass Heilfasten in einer Klinik stattfindet und die Bezeichnung Fasten ohne ärztliche Betreuung gilt. Wir sehen das Thema Fasten immer als dasselbe an – und ich denke, unser Körper sieht das genauso. Die Vorgänge dabei, sowohl körperliche als auch psychische, verändern sich durch die unterschiedliche Begriffsverwendung nicht. Das bedeutet natürlich auch, dass gegenüber dem Fastenwilligen immer die größtmögliche Sorgfalt anzuwenden ist.

In der Gesundheitswoche im Fastenhaus Dunst fastet man mit Früchten und Gemüse. Was macht diese Form des Heilfastens aus und wie wirkt es sich auf den Körper aus?

Roswitha: Diese „spezielle Woche“ ist eigentlich daraus entstanden, dass mein Mann und ich immer vor Beginn der Herbstsaison eine Erholungswoche eingeplant haben. Und für uns beide ist eine Basenwoche mit Schwerpunkt Rohkost und wandern die beste Erholung. Dieses private Programm hat sich herumgesprochen und so kam es zum Angebot „Früchtefasten und wandern“. Es handelt sich dabei eben um eine Basen-Fastenwoche mit viel Bewegung in freier Natur. Die Auswirkungen sind gerade in einer Zeit, in der wir mehrheitlich mit einer permanenten Übersäuerung zu kämpfen haben, durchaus sehr positiv.

Eine Fastenkur kann also als Gesundheitsvorsorge verstanden werden. Welchen Zweck hat das Fasten für gesunde Menschen noch?

Roswitha: Fasten als aktive Gesundheitsvorsorge macht für die Mehrheit absolut Sinn. Darüber hinaus ist Fasten eine Zeit der inneren Einkehr, eine Zeit des Nachdenkens, eine Zeit, in der sich oftmals Lösungen für viele Probleme, auch für solche, die seit Jahren unlösbar schienen, wie von selbst ergeben. Das immer wieder Staunenswerte am Fasten nach der Buchinger-Methode ist die Beobachtung, dass nichts, aber auch wirklich nichts Körper, Geist und Seele gleichermaßen berührt. Dazu gibt es ein wunderbares Zitat von Mahatma Gandhi: „Die Fastenzeiten sind ein Teil meines Wesens. Ich kann auf sie ebenso wenig verzichten wie auf meine Augen. Was die Augen für die äußere Welt sind, das ist das Fasten für die innere.“ Dieses Zitat aus dem Jahre 1913 beschreibt auf wundervolle Weise die Bedeutung des Fastens.

Kommen wir zum Thema Grünkraft. Grünkraft ist die Glücksformel fürs eigene Ich. Wie hängen Gesundheit und Vitalität mit Grünkraft zusammen?

Roswitha: Gesundheit und Vitalität hängen vom eigenen Tun ab, von der Bereitschaft aktiv zu werden, neue Dinge zuzulassen. Grünkraft kann dabei hilfreich sein die richtigen Akzente zu setzten.

Und zum Abschluss: Was ist deine persönliche Grünkraft-Glücksformel?

Roswitha: Meine Formel für die Grüne Kraft ist in Anlehnung an Hippokrates von Kos – „Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft, und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.“