Streuobstwiese mit Hirschbirnenbäumen | © STG | Lisa Anderle Streuobstwiese mit Hirschbirnenbäumen | © STG | Lisa Anderle

Ein Ausflug in das Reich der Pöllauer Hirschbirne

  • 6 Minuten Lesezeit
  • Frühling, Essen & Trinken
Wenn die Streuobstwiesen der berühmten Pöllauer Hirschbirne im Naturpark Pöllauer Tal in der Erlebnisregion Oststeiermark erblühen, ist die Natur endgültig aus ihrem Winterschlaf erwacht. Heute schauen wir den Produzent:innen über die Schulter und geben euch spannende Einblicke in die Produktherstellung.

Berg oder Frosch? In Pöllau ganz klar ein…

Frosch! Eingefleischten Steirer:innen mag der Mugl als Berg in der Region Erzberg Leoben bekannt sein, aber in der Oststeiermark ist der Mugl als Frosch berühmt. Die lokale Köstlichkeit gibt es nur bei der Bäckerei Uitz, die das spezielle Gebäckstück patentieren lies. Das Rezept ist allerdings geheim, man weiß nur, dass es sich um eine spezielle Mischung dreier regionaler Mehle handelt. Genießen kann man den Pöllauer Mugl wie es einem beliebt: ob als Jourgebäck, als kleine süße (zum Beispiel mit Hirschbirnmarmelade) oder pikante Jause (zum Beispiel mit Hirschbirnschinken) oder im Großformat – den Mugl gibt es bis zu einer Größe von zwei Kilo. Belegt eignen sie sich zum Beispiel für Feiern aller Art. Und wo ist jetzt der Frosch? Die Chefin der Bäckerei Uitz hat eine spezielle Technik beim Aufschneidendes Gebäcks entwickelt, wonach der Mugl in der Bewegung beim Öffnen und Schließen einem Froschmaul ähnelt. Wir empfehlen, sich die Mugl-Stärkung am früheren Vormittag zu besorgen, denn der Leckerbissen ist oft schnell ausverkauft. Und frisch gestärkt startet es sich am besten in das Reich der Hirschbirne!

Wie aus dem Mugl ein Frosch wird

Streuobstwiesen, soweit das Auge reicht

Einer von vielen Landwirten in der Region, die Hirschbirnprodukte erzeugen, ist Johann Laschet. Er übernahm den Vollerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung von seinem Vater und hat den Hof mittlerweile schon an die nächste Generation übergeben. Beim Schlendern über die blühenden Streuobstwiesen spürt man die Verbundenheit zu Haus und Hof sowie zur Natur. Johann erinnert sich noch genau, wann welcher Baum gepflanzt wurde. Und oftmals werden die Bäume bis zu 150 Jahre alt. „Bis die Hirschbirnenbäume die erste Ernte ermöglichen, vergehen bis zu zehn Jahre. Und auch dann ist nur jedes zweite Jahr wirklich ergiebig. Darum ist es bei der naturnahen Landwirtschaft besonders wichtig, immer schon an die nächste Generation zu denken“, meint Johann. Nachhaltigkeit wird hier im Naturpark Pöllauer Tal großgeschrieben. Zum Beispiel wachsen die Obstbäume auf einer Streuobstwiese, die nur maximal zwei Mal pro Jahr gemäht werden darf. Auf so einer Wiese tummeln sich bis zu 200 Tierarten– ein Paradies der Artenvielfalt!

Der direkteste Direktvermarkter

Der Bauernladen in Pöllau ist der älteste seiner Art in der Steiermark. Weil er als Verein strukturiert ist, bietet er den landwirtschaftlichen Betrieben in der Region eine direkte Vermarktungsplattform ohne Zwischenhandel, wodurch für die wertvollen Produkte faire Preise für die Produzent:innen erreicht werden können. „Wir haben vor über 30 Jahren als kleines Schnapgsgeschäft begonnen, aber mittlerweile können wir unseren Kund:innen ein Vollsortiment anbieten. Natürlich steht bei uns die Hirschbirne im Mittelpunkt“, erzählt uns Wolfgang Zemanek, der Obmann des Bauerladens. Da die Pöllauer Hirschbirne selten roh gegessen wird, regt sie doch zu einer Vielfalt an Hirschbirnenprodukten an. Ursprünglich wurde sie nur zur Kletzenproduktion verwendet, aber sie kann viel mehr als Saft, Schnaps und Gelees. Wie wäre es zum Beispiel mit einem HirschbirnCider? Oder einer Schokolade, die mit Hirschbirne veredelt wurde? Die Kreativität der Erzeuger:innen kennt in der Region Pöllau fast keine Grenzen. Nur Hirschbirnöl gibt es keines, warum verraten wir euch später.

Das Ende des Schweines ist der Wurst Anfang

Kurze Wege, eine hohe Qualität und viel Leidenschaft sind die Geheimnisse der Fleischerei Buchberger in Pöllau, dessen Team mittlerweile über 60 Personen umfasst. Zu Spezialitäten verarbeitet wird nur Fleisch, das aus einem Umkreis von 10 km stammt.  Auch hier spielt die Hirschbirne eine Rolle – so gibt es beim Buchberger zum Beispiel Hirschbirnenleberkäse, - pastete und -schinken zu kosten. Zu kaufen gibt’s die Köstlichkeiten mittlerweile in acht Filialen oder im Onlineshop. Was mache ich, wenn mich spät am Sonntagabend der (Fleisch-)Gusto überfallt? Wie praktisch, dass es beim Buchberger vor den Filialen Automaten gibt, wo man verschiedene Gerichte 24/7 kaufen kann. Neben den Klassikern wie Gulasch oder Putencurry gibt es auch fleischlose Alternativen, zum Beispiel Soja-Bolognese oder Erdäpfelsuppe.

Spazieren in und um Pöllau

Angeschlossen an das Schloss Pöllau findet sich eine wunderschöne Parkanlage, die gerade in voller Blüte steht. Den Ausblick von dem Freiluftklassenzimmer über die Wiese hin zum Schloss sollte man sich nicht entgehen lassen. Mitten im Park findet sich die „Hirschbirn Hirschn“ – Station, wo man spielerisch alles Wissenswerte rund um die Hirschbirne erfahren kann. Gleich daneben ist ein weitläufiger Spielplatz – ein Besuch eignet sich also auch für Familien mit Kindern.

Weitere Tipps zum Spazierengehen

Die Anlage rund ums Schloss Pöllau ist eine beliebte Hochzeitslocation in der Erlebnisregion Oststeiermark, da die Kirche mit ihrem barocken Ambiente auch als „Steirischer Petersdom“ bekannt ist und die älteste Barockorgel der Steiermark beheimatet. Wer seinen Spaziergang mit ein bisschen Physikgeschichte aufpeppen will, findet im Schloss Pöllau echophyscis – das Europäische Zentrum für Physikgeschichte. Ebenso empfehlenswert ist der Naturpark Erlebnisrundweg, wo man entlang eines idyllischen Bächleins durch den Naturpark schlendert. Ein Teil des Weges ist barrierefrei gestaltet und eignet sich für Kinderwägen oder Rollstühle - einfach den Hinweistafeln folgen.

Öl-Superstars aus der Steiermark

Seit 1926 produziert die Ölmühle Fandler feinste Öle. Bei „Öl“ & „Steiermark“ denkt jeder sicher als erstes an Kürbiskernöl, doch die Fandlers beweisen Jahr für Jahr, dass die Steiermark um einige ölige Facetten reicher ist. Am bekanntesten ist das Leinöl, das sogar in der Spitzengastronomie- und Hotellerie Einzug gehalten hat. Die Firma Fandler beschäftigt mittlerweile 43 Mitarbeiter:innen, exportiert in über 30 Länder und darf seit 2015 als erste Ölmühle in der EU Chia-Öl herstellen. Der Bio-Anteil liegt bei 75%, die Rohstoffe werden besonders schonend gepresst, was zwar weniger Fettausbeute aber auch bessere Qualität bedeutet. Dabei setzt man auf das selten gewordene Stempelpressverfahren. Nebenbei wird der Großteil der Rohstoffe so regional wie möglich bezogen und aus dem Pressrückstand, dem sogenannten Presskuchen, wird glutenfreies Mehl erzeugt.

Und warum gibt es jetzt kein Hirschbirnöl? Die Kerne der Hirschbirne sind sehr klein, das heißt man bräuchte eine extrem große Menge an Birnen, um Öl in einer signifikanten Menge zu erzeugen. Da die Bäume nur jedes zweite Jahr viele Früchte tragen, gibt es aktuell schlichtweg zu wenige Birnen, um Öl erzeugen zu können. Aber was nicht ist, kann ja noch werden 😉

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Erlebnisregion Oststeiermark entstanden.