Blumengarten in Herberstein in der Oststeiermark | © Oststeiermark Tourismus | Handyfoto Josef Hirt Blumengarten in Herberstein in der Oststeiermark | © Oststeiermark Tourismus | Handyfoto Josef Hirt
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Herberstein einmal anders

  • 6 Minuten Lesezeit
Herberstein kennt man: Die Tierwelt mit ihren Geparden, Zebras und Tapiren, den Florentinerhof im Schloss und die historischen Gartenanlagen. So wie die meisten Besucher bin auch ich immer wieder durch die eindrucksvollen Anlagen gewandert, habe den Wölfen beim Heulen und den Pavianen beim Kreischen zugeschaut. Doch jetzt gibt es ja das „Haus der Biodiversität“ und dort sitzt der Biologe Thomas Lattinger, der mir von dem erzählt, was am Rande der Tierwelt, im Naturschutzgebiet Herbersteinklamm, so kreucht und fleucht.

Einzigartige Tierwelt und "Totholz"

Die Klamm

Die Klamm wurde, anders als in unseren Breiten üblich, über Jahrhunderte nicht forstwirtschaftlich genutzt, sondern mit Damwild beweidet. Deshalb findet man hier uralte Eichen und Edelkastanien. Und viele davon blieben in der steilen Hanglage einfach liegen und wurden zu „Totholz“. Was der Förster nicht nutzen konnte, war für die Natur überaus nützlich. Und so finden wir heute in der Herbersteinklamm eine einzigartige Tierwelt.

Hirschkäfer & Co

Artenvielfalt

Thomas zeigt mir die Schautafel, in der nicht weniger als 2.240 unterschiedliche Käfer, fein säuberlich nach Arten geordnet, aufgespießt zu sehen sind. Ganz große wie der Hirschkäfer und winzig kleine, die nicht einmal Stecknadelkopf-Größe haben. Aber alle wurden mindestens einmal in der Herberstein-Klamm gefunden. Sie gilt deshalb als das Käfer-Arten-reichste Vorkommen ganz Mitteleuropas. Und, so meint der Biologe, es sind bestimmt noch viele Käferarten, die noch keiner gefunden hat und nur auf einen Entdecker warten.

Das weckt in mir den Jagdinstinkt. Es wäre ja gelacht, wenn ich nicht auch eine neue Käferart entdecken könnte und mache mich auf den Weg hinunter zur Klamm.

Imposante Umgebung

Auf zur Feistritzklamm

Man geht doch eine halbe Stunde, teilweise recht steil hinab. Die Schlossmauer ragt steil auf und ist mit ihren Schießscharten und unzähligen Fenstern wirklich imposant. Und ganz neu renoviert, das Weiß der Wände blendet fast in der Sonne. Unten angelangt bietet sich ein erhebender Anblick: Schloss Herberstein thront auf einem steilen, hohen Felsen, den auf drei Seiten die Feistritz umspült. Da verwundert es nicht, dass es kein Feind erobern konnte. Von weit oben hört man die unterschiedlichsten Tier- und Menschenstimmen, man sieht den Panoramaturm mit seinem markanten roten Dach, ich bin ja noch im Tierpark, aber trotzdem fast allein.

Über die Brücke gelangt man auf eine große Wiese, in der schattige Bäume stehen. Einladend sind Bankerl aufgestellt, die zur Rast aufrufen. Hier, mitten im „Europa-Schutzgebiet“ sieht man immer wieder diese „Totholz-Bäume“, die voll mit Löchern und Insektengängen sind.

Da also werden die vielen Käfer hausen, hier muss ich nur auf eine neue Entdeckung lauern. Und wirklich kommt ein wunderschöner, schwarz-roter Käfer. Er hat, ganz symmetrisch angeordnet, zwei schwarze Punkte auf der knallroten Oberseite und hinter dem schwarzen Kopf ein Dreieck. Eine spektakuläre Erscheinung, die ich Thomas Lattinger zeigen werde.

Historische Gartenanlagen

Blumenmeer

Der Rückweg führt mich hinauf zu den Historischen Gartenanlagen, die vor rund 30 Jahren nach dem alten Vischer-Stich wieder neu angelegt worden sind. In den Beeten blühen jetzt die Tulpen, die Rosen werden erst später ihre bunten Knospen zeigen.

Eine Stärkung zwischendurch

Einkehr in der Zooschenke

In der Zooschenke kann ich mich, wie es sich für einen Tierfreund gehört, vegetarisch stärken: das Linsencurry (hausgemacht!) schmeckt hervorragend.

Dann aber geht es nochmals in das „Haus der Biodiversität“, das riesige Naturkunde-Museum, das allein durch seine Gestaltung beeindruckt. Das alte Gewölbe des ehemaligen Gutshofes durchzieht eine stilisierte gewaltige Eiche, zwischen den Wurzeln und Ästen sind die Schauobjekte angeordnet. Vom Braunbären bis zu tropischen Fischen sind lebende und präparierte Tiere zu sehen, mit Mikroskopen und Videoinstallationen erhält man Wissen vermittelt. Hier führt Thomas Lattinger die Besuchergruppen und erzählt von Wasseramseln und Gebirgsstelzen, die sich an der Feistritz tummeln.

Er zeigt mir besonders seltene Pflanzen wie die „Herbersteinprimel“, die hier am Felsen gedeiht und die schillernde „Smaragdeidechse“. Die habe ich unten in der Klamm nicht gesehen, aber jetzt kann ich ihm endlich meine „Käferrarität“ zeigen und bitte ihn um sein fachmännisches Urteil. Insgeheim hoffe ich doch, dass ich eine Neuentdeckung gemacht habe. „Das ist eine Feuerwanze. Die ist nichts Besonderes, sie findet man praktisch überall und sie kommt in Massen vor“, so lautet sein vernichtendes Urteil.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als „meinen“ Käfer bei den 2.240 auf der Schautafel zu suchen, und wirklich, es ist eine Feuerwanze.

Mit dem gelben Expresszug geht es zum Ausgang, vorbei an den Barockeseln, den Zwergziegen und Vogelvolieren.

Einen Tagesausflug wert

Erlebnis Herberstein

Für mich steht fest: In Herberstein muss man mindestens einen ganzen Tag verbringen, um wirklich alle Tiere, von den Löwen im Afrikateil bis zu den Käfern in der Klamm zu sehen.

Alle weiteren Infos zur Oststeiermark, zu Ausflugszielen, Radwegen, Wandertouren und der besonderen Kulinarik findet man direkt auf der Website der Erlebnisregion Oststeiermark.