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💚-Botschafter

Helmut Marko

Helmut Marko, Jurist, ehemaliger Rennfahrer und aktiver Hotelier, ist derzeit vor allem als Chef des Red-Bull-Formel-1-Rennstalls in aller Munde. Wir waren zu Gast in seinem Hotel am Fuße des Grazer Schlossbergs. 

Standesgemäß platziert vor einem originalen Red-Bull-Rennauto haben wir mit unserem Herzbotschafter über seine Beziehung zu seiner steirischen Heimat gesprochen. 

Herr Dr. Marko, Sie sind ein Weitgereister, könnten überall auf der Welt leben. Schon einmal daran gedacht, anderswo die Zelte aufzuschlagen? Oder anders gefragt, da sie ja in der Steiermark leben, was macht das Land für Sie so besonders?

Graz und die Steiermark sind meine Heimat. Besonders ist für mich, dass wir, wenn wir 50 km Richtung Süden fahren, in der Weingegend sind, ich war erst gestern wieder dort. Unglaublich schön und grün - im Unterschied zur Toskana. Dann fahren wir 60 km nach Norden und wir sind am „Grünen See“, wieder eine völlig andere Landschaft. Also zusammengefasst: Innerhalb kürzester Distanzen haben wir die unterschiedlichsten Landschaftstypen. Das ist auch einer der Punkte, der die Steiermark auszeichnet. Die Vielfalt und mit der Vielfalt der Landschaft kommt auch die Vielfalt der Bevölkerung. Und das ganze Ambiente, das sich rund um diese Landschaften abspielt.

Ganz abgesehen von Ihrem Wald am Plabutsch, was ist hier Ihr Lieblingsplatzerl?

Ich habe in der Pandemiezeit genossen, nicht immer Autobahn, sondern Nebenrouten zu fahren und habe so einige Gegenden besichtigt. Das hat alles seinen eigenen Reiz. Sei es nun der Erzberg oder das Gesäuse oder das Tote Gebirge und rüber vom Red Bull Ring nach Trieben über Hohentauern, jedes Gebiet hat eine eigene Ausstrahlung. Vor allem wenn man dann in der Obersteiermark den Waldreichtum sieht. Ich kenn da Schwammerlgebiete, die ich hier nicht verraten werde. Da kann man nicht ohne ein paar Kilo wieder aus dem Wald herauskommen.

Ein paar Hunderttausend Meilen im Flieger, ist ja doch eine stressige Profession, die Sie haben. Wo und wie entspannen Sie?

Ich entspanne hier in Graz am besten. Ich habe am Plabutsch mein Haus und bin von Wald und Wildtieren umgeben. Ich genieße aber auch die Größe von Graz, die ein anonymes Leben ermöglicht und auf der anderen Seite aber alles bietet, ohne die Nachteile einer Großstadt zu haben.

Sie sind bekannt als kritischer Geist. An welchen Stellschrauben muss in der Steiermark gedreht werden, damit das Land Zukunft hat? Was kann der Standort Steiermark und was kann er nicht?

Ich glaube man muss das, was wir haben, international besser vermarkten. Ich war erst kürzlich in Gamlitz und war dort begeistert von einer Band, die nicht in der Lederhose aufgetreten ist. Da war eine unglaubliche Stimmung. Das was wir brauchen ist Internationalität. Stichwort Flughafen, ganz ein wichtiger Punkt. Der war vor Corona-Zeiten mit den Anbindungen zufriedenstellend, das muss aber jetzt wieder kommen. Wir brauchen ein internationales Schulsystem, denn unsere Firmen wie Andritz oder AVL, oder unsere Universitäten erfordern das. Um hier gute Mitarbeiter bzw. Professoren zu bekommen, muss die Infrastruktur stimmen. Und das heißt, dass die Stadt ein kulturelles und sportliches Angebot haben muss. Und nur mit Top-Leuten kann man die Jugend motivieren. Unsere Unis haben ja teilweise sehr gute Standards, aber daran muss man arbeiten, dass wir die nächsten Jahrzehnte zukunftsfit angehen können.

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„Die Gäste schätzen Sicherheit und Sauberkeit“

Inwiefern hat Sie das Aufwachsen in der Steiermark geprägt und Ihren Werdegang beeinflusst?

Wie gesagt, ich bin sehr viel unterwegs. Graz war aber immer wieder eine Erdung. Es gibt hier sehr viele interessante, sehr unterschiedliche Menschen. Was vor allem in meinem Bekannten- und Freundeskreis noch gilt, ist Handschlagqualität und es herrscht eine gewisse Bodenständigkeit. Und wenn man dorthin zurückkehrt, relativiert es sich, wenn man etwa von Formel-1-Rennen in Miami oder Singapur oder aus Monte Carlo heimkommt, wo eine Glitzerwelt herrscht, die ja wenig Substanz hat. Das blendet aufs Erste, aber mehr als eine Woche hält man das eh nicht aus, wenn man normal ist.

Was ist das Besondere an den Steirerinnen und Steirern?

Die sind zum Teil stur, was ja gut ist. Sie sind stolz auf ihre Tradition. Das sieht man ja an diversen Aktivitäten und ich finde es auch gut, dass man Folklore und entsprechende Landeskultur pflegt. Aber man darf das nicht zu weit treiben, man muss auch über den Tellerrand hinausschauen. Und man muss das, was sich in der Welt abspielt, sehen. Man muss es nicht kopieren, aber man muss das, was positiv ist, in unser Land hineintragen, damit wir in Zukunft weiter mit dem Wohlstand und der Lebensqualität, die wir haben, leben können. Man darf nicht vergessen, wir haben glasklare Seen, man kann innerhalb kürzester Distanzen aus mehreren Skigebieten wählen, man kann wandern. Also man hat bis aufs Meer eigentlich alles, was man für einen Freizeitwert braucht.

Was aus Ihrer Heimat vermissen Sie am meisten, wenn Sie auf der ganzen Welt unterwegs sind?

Da ist einmal die Sicherheit. Meine Hotelgäste fragen oft, ob man in Graz auch als Frau allein abends durch die Stadt gehen kann. Man kann das. Das ist ein Gut, welches immer wertvoller wird. Es ist die Sauberkeit, die auch internationalen Standards standhält. Das sind sicher die positiven Sachen. Das was man vielleicht mehr braucht, das hören wir von den Kongressteilnehmern. Wenn sie hier sind, wollen sie beschäftigt werden, dann wollen sie attraktive Veranstaltungen haben. Ich glaube, da muss man die tollen Sehenswürdigkeiten wie Schloss Eggenberg oder die Alte Universität präsentieren. All diese einzigartigen Schmuckstücke muss man den Gästen offerieren und bespielen, damit es auch wirklich gut zur Geltung kommt.

Sie waren die graue Eminenz hinter dem Neubau des größten Tourismusmagneten in der Obersteiermark, dem Red-Bull-Ring. Die Politik war ja damals am Beginn ein bisserl wankelmütig. Wer, neben Didi Mateschitz, gehört noch zu den Vätern und Müttern dieser Erfolgsgeschichte?

Von der politischen Seite war es ganz sicher der leider so früh verstorbene Gerhard Hirschmann, der ganz klar gesehen hat, dass – egal wie man zu Autorennen steht – hier mit 300.000 Zuschauern das größte Sportereignis entstanden ist. Mit diesem Ring ist eine mehr oder minder tote Industrieregion wieder zum Leben erwacht. Und es gibt zumindest von März bis Ende November reges Leben. Alle Wirtschaftszweige profitieren davon. Und was ganz wichtig ist, die Abwanderung wurde gestoppt. Es gibt wieder Perspektiven für die jungen Leute, dass sie in der Region interessante Jobs finden und sie in einem Umfeld arbeiten können, das es ihnen ermöglicht, sich weiterzubilden und auf einem internationalen Standard zu stehen.

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Was schätzt der Formel-1-Zirkus besonders an den Renn-Wochenenden in der Steiermark?

Also da ist eines ganz klar die Gastfreundschaft, die herzliche, nicht gespielte Gastfreundschaft und Atmosphäre. Die Leute genießen das. Jeder sagt, er freut sich schon auf das Schnitzel. Und das in einem tollen Umfeld - und da muss man wieder den Didi Mateschitz loben, der historische Gebäude stilvoll und nachhaltig restauriert hat und die Hotelnutzung daher nun den internationalen Standards entspricht. Dazu kommt, dass diese Rennstrecke in ein Becken integriert ist, zwei Drittel der Strecke kann man von den meisten Tribünen aus sehen, gepaart mit einer tollen Architektur beim Start-Ziel-Gebäude von Günther Domenig. Es ist eine Symbiose von Natur – man sieht meistens sogar Kühe – und absoluter Hightech-Rennstrecke und Hightech-Gebäude mit einer sehr professionellen Organisation.

Apropos Hotels, Sie waren bereits überall wo’s schön ist, hätten sie nicht auch anderswo in touristische Infrastruktur investieren können, warum in Graz?

Graz ist meine Heimat. Wir haben mit Schlossberghotel und Kai 36 historische Gebäude, die eigentlich nur mit einer Hotelnutzung die Investition halbwegs wirtschaftlich rechtfertigen. Und gleichzeitig sind diese Gebäude damit quasi öffentlich geworden. Das ist die eine Linie. Die andere Linie ist die Moderne, das Augartenhotel von Günther Domenig, das Lend-Hotel von Nicole Lam. Also wir gehen da verschiedene Wege. Aber das, was wir in allen Hotels anbieten, ist, dass wir sehr viel Wert auf entsprechendes Service, auf die Freundlichkeit legen. In diesen Zeiten sehr schwierig, vom Mitarbeiterproblem weiß man ja. Wir haben in den Hotels viel Kunst, nicht nur österreichische sondern auch internationale, die wir sowohl in den Gängen, in den Lobbys als auch in den Zimmern platzieren. Hotels in anderen Städten sind für mich kein Thema. Ich reise so viel. Wenn ich daheim bin, will ich nicht auch noch aus diesem Grund herumreisen. Eine Expansion wäre mir zu mühsam.

Sie sind ein großer Kunstsammler, manche behaupten, der größte in der Steiermark. Sie machen in ihren Hotels die Sammlung Marko der Öffentlichkeit zugänglich. Ist das Land in Sachen Kultur gut aufgestellt oder gibt´s Handlungsbedarf? Was ist gut, was fehlt? Ein Marko-Museum vielleicht?

Also das fehlt sicher nicht. Ich glaube, die Leitung des Kunsthauses wurde jetzt ja neu besetzt. Man muss da einen Mix finden zwischen Ausstellungen, die ein breites Publikum ansprechen und dann auch dem, was man vielleicht als elitär bezeichnet. Das hat gefehlt. Die letzte populäre Ausstellung war…(überlegt), oder internationale ist noch weiter zurückliegend. Also da muss man Einiges machen. Ich finde es gibt viele Kulturinitiativen. Wichtig sind auch die anderen Sachen, „Steirischer Herbst“, „Styriarte“, „Elevate“. Also das Angebot ist breit und es braucht aber auch die Unterstützung. Ich glaube vom Land her ist es gegeben. Von der Stadt ist es momentan etwas schwierig zu sehen, wie das läuft. Das Niveau oder das Image einer Stadt sind geprägt durch Kultur, vom Sport – im Sport ist es der Fußball, da sind wir an zweiter Stelle, das ist eh schon gut für österreichische Verhältnisse. Aber es muss natürlich alles zusammenspielen, damit hier ein Wohlbefinden und Identifikation mit dieser Stadt entstehen kann. Also da kann mehr getan werden.

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Gerhard Felbinger hat einmal in seinem Buch euphorisch geschrieben, „Graz ist die beste Stadt der Welt“ - ist sie es? Und wenn ja warum, und wenn nein, warum nicht?

Das ist etwas verwegen. Graz hat seine Vorteile, ganz klar. Es hat die Anonymität einer Großstadt, andererseits die Individualität. Es gibt sehr viele, sehr gute kleinere und mittlere Restaurants. Es gibt ein kulturelles Leben, das glaub ich auch für alle etwas bietet. Oper und Schauspielhaus haben immer wieder sehr gute internationale Intendanten. Das sieht man ja an den Berufungen, wo sie dann hingehen, wenn sie weggehen. Was vielleicht fehlt ist ein Mehr an Weltoffenheit, dass man hier großzügiger ist. Dass nicht das Kleinkarierte immer wieder durchkommt.

Wie würden Sie jemandem die Steiermark erklären, der noch nie dort war?

Dass hier ein Stück Natur mit größtenteils fröhlichen Menschen bevölkert ist. Mit einer großen Vielfalt, sehr modern, in vielen Bereichen aufgeschlossen. In unserer Grazer Altstadt aber auch in unseren Bezirkshauptstädten gibt es andererseits sehr schön restaurierte alte Gebäude. Das Alte wird geschätzt und auch genutzt. Eine unglaubliche Landschaftsvielfalt, zahlreiche Schlösser, etwa Trautenfels bei Irdning oder auch viele andere, die vom Land auch teilweise als Museen genutzt sind. Vom südlichen Flair in der Weingegend bis zum schon fast alpinen Charakter rund um Schladming oder im Toten Gebirge. Eine unglaubliche Vielfalt, mit dem größten Waldreichtum in Österreich. Das ist auch etwas, was du nicht so schnell in einem anderen Land findest.

Wenn Sie ein Hotelgast ersucht, ihm fünf ,,must sees“ der Steiermark zu nennen, was antworten Sie ihm?

Als erstes ganz klar die Grazer Altstadt, die glaube ich von der Größe her und auch vom Standard der Restaurierung keinen Vergleich scheuen braucht. Wir haben mit dem Kastner & Öhler ein ganz tolles Kaufhaus sowohl vom Gebäude her als auch vom Angebot. Wenn man von Graz rausgeht, dann sind das das Weinland und der „Grüne See“, der für mich eine unglaubliche Faszination hat. Dann hat man gleich den Erzberg in der Nähe, das ist ja archaisch-wild, diese Abbaumethode dort. Dann die liebliche Oststeiermark, das Almenland, wir gehen weiter in die Weststeiermark mit der Weinstraße bis zum Gaberl. Und natürlich der Red Bull Ring als ein internationales Veranstaltungszentrum, das fast zu 100 % über die möglichen Monate ausgelastet sind.

Internationale Gäste geben sich bei Ihnen die Klinke in die Hand. Wie nehmen die Leute die Steiermark wahr, wie ist deren Sicht auf unser Land?

Also die meisten unserer Gäste – vor Corona waren es in erster Linie Business-Gäste – kommen und bleiben in Graz. Das hat sich geändert, seit Corona kommen die Leute wieder mehr mit dem Auto und die nehmen neben der Landeshauptstadt auch noch andere Stationen wahr. Die sind von der Ursprünglichkeit, von einer intakten Natur – auch wenn das viele anders sehen, aber international gesehen haben wir eine intakte Natur – begeistert. Sie schätzen diesen Kontrast zwischen Waldreichtum und dann doch wieder einem hervorragenden Angebot in den Thermen und was wir sonst noch alles zu bieten haben.

In welchen Regionen und touristischen Geschäftsfeldern der Steiermark sehen Sie noch Luft nach oben?

In Graz glaube ich muss man schauen, dass der Event-Tourismus nicht reduziert wird und dass die Qualität angehoben wird. Das ist ganz etwas Wichtiges. Was vielleicht noch besser werden kann sind diverse ländliche Gegenden, wenn man da hinunterschaut in die Südsteiermark abgesehen vom Weinland. Aber da laufen Bestrebungen, da gibt es Leute, die investieren und adaptieren bestehende historische Bauten. Der Trend ist richtig, aber er gehört noch verstärkt. Aber man darf dabei nicht nur auf diese Lederhose-Euphorie setzen.

Wordrap

Vorwärts schauen!

Ich bin zufrieden, mit dem, was ich bin.

Gesundheit in erster Linie.

Straight forward zu seiner Meinung stehen.

Da gibt es so viel, was ich nicht kann. Wenn vielleicht mehr Musikalität vorhanden wäre, das wäre schön.

Verlässlichkeit.

Das waren so viele. Man darf sie halt nicht wiederholen.

Nein, aber kenne viele Menschen, die ich bewundere. Aber deshalb würde ich mich nicht ändern, verbiegen.

Das ist abhängig von Stimmung und Situation. Ist variierend, gibt keine Präferenz nur auf einen.

Ist auch variierend, hat sich geändert vom deftigen Schweinsbraten hin zu etwas Leichterem.

Variiert auch. So im Großen und Ganzen rund um Sinatra und Beatles. Jetzt war wieder Placido Domingo im Haus, auch populäre Opern hör ich mir gerne an.

Das variiert auch. Ich lese meistens zwei, drei Bücher gleichzeitig. Derzeit lese ich Matou von Michael Köhlmaier. Der Kater mit sieben Leben, der spricht und schreibt.

Sauvignon Blanc

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