Ihr neues Buch ist der Bestseller in Österreich, Sie haben sogar besser verkauft als Prinz Harry. Ist dieses immense Interesse nicht erstaunlich?
Ja, es war jedenfalls auch unterwartet. Denn als wir den Vertrag mit dem Verlag unterschrieben haben, sind wir von einer Startauflage von 3.000 Stück ausgegangen. Wenn man Wolodymyr und Wladimir als PR-Agentur hat - so unerfreulich das auch ist - dann hat das natürlich auch zu diesem „Run“ geführt. Wobei ich glaube, dass es noch einen weiteren Grund gibt: Das Buch ist keine schwere Kost. Ich habe ja auch Sachbücher über Jugoslawien und die Ukraine geschrieben, das ist schon etwas, wo man sich viel stärker konzentrieren muss. Wenn das neue Buch ein Wein wäre, dann würde ich sagen, das ist ein süffiger Wein. Man kann es so zwischendurch lesen und es zeigt die Geschichte, die hinter der Geschichte ist, damit der Leser auch den Einblick bekommt, dass ein Journalist nicht nur einer ist, der 30 Sekunden vor der Kamera steht, sondern dass dahinter viel mehr steckt.
Vor kurzem sind Ihnen die Schrapnelle um die Ohren gepfiffen - die bedrohlichste Situation in ihrem Kriegsreporter-Leben?
Eine der bedrohlichsten Situationen. Das Schlimmste war eigentlich der Beschuss unseres Hotels in Nikopol. Da hatten wir großes Glück, dass die Zimmer nicht getroffen wurden. Das größte Glück hatte mein Fahrer, weil 50 cm vor dem Eingang zu seinem Zimmer sind die Schrapnelle durch das Dach durchgegangen. Das Dach, das Auto waren schwer, die Zimmer spürbar beschädigt, aber wir sind heil geblieben. Aber ganz generell: Wenn sie in einer Stadt sind, in der es Artilleriebeschuss gibt, dann können sie immer zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort sein. Man ist daher immer einer Bedrohung ausgesetzt, die bei den heutigen Waffensystemen nicht greifbar ist. Ich hatte auch sehr brenzlige Situationen am Balkan. Der Mazedonien-Konflikt 2001, da wollte ein Albaner eine Handgranate in einen Checkpoint, in dem wir gerade waren, werfen. Er wurde vorher erschossen. Aber auch Demonstrationen können sehr gefährlich sein. Wir waren im Herbst 2000 mit Vojislav Kostunica im Wahlkampf durch Serbien. Ich war im Kosovo vor der Bühne und jemand hat einen Stein geworfen. Ich konnte mich geistesgegenwärtig gerade noch bücken, aber der Mann hinter mir hatte ein blutiges Schienbein.
Wie geht es der Familie mit solchen Szenarien?
Das ist die Frage, die die Familie am meisten hasst. Auch wenn sie so oft gestellt wird, dass ich mittlerweile eine Standardantwort habe. Also meine Frau hat schon die Einstellung, wonach dir das Schicksal oder der Tod durch eine gewisse Lebensuhr bestimmt ist. Wir sind alles keine Hasardeure oder potentielle Selbstmörder, die dort in die Einsätze gehen. Aber ich gebe ihnen ein Beispiel. Nehmen sie den Michael Schumacher. Sieben Mal Formel-1-Weltmeister, dann geht er Skifahren, stürzt an einer leichten Stelle und ward seitdem nicht mehr gesehen. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass einem in Graz ein Dachziegel auf den Kopf fällt geringer, als dass sie in der Ost-Ukraine mit Artillerie beschossen werden. Aber sagen wir einmal so - das Schicksal kann sie überall treffen.
Der Titel ,,Mein Journalistenleben - Zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria, wie sind Sie darauf gekommen?
Das war bei der Besprechung im Verlag auch deswegen, weil es quasi Ukraine und Balkan abdeckt. Darth Vader war bei der Parlamentswahl der Spitzenkandidat der Internetpartei in der Ukraine 2015. Der ist tatsächlich in der Uniform von Darth Vader aufgetreten. Jungfrau Maria führt nach Bosnien, in die Herzegowina nach Medjugorje. Wir hatten dort einen Beitrag zu machen mit einer der Damen, die angeblich vor 40 Jahren eine Marien-Erscheinung hatten. Wenn sie dort ist, verfällt sie immer in Trance und bekommt dann angeblich eine Botschaft der Gottesmutter, die ein junges Mädchen aufschreibt. Ich bin davon überzeugt, dass ich der Einzige bin, der sagen kann, dass er je eine Botschaft der Gottes-Mutter vom Kroatischen ins Deutsche übersetzt und im ORF auf Sendung gebracht hat.