Rogner Bad Blumau (Luftansicht) | © ICONICTURN - Christian Stummer | ICONICTURN - Christian Stummer | Hundertwasser Architekturprojekt Rogner Bad Blumau (Luftansicht) | © ICONICTURN - Christian Stummer | ICONICTURN - Christian Stummer | Hundertwasser Architekturprojekt

25 Jahre Rogner Bad Blumau: Erbaut mit Händen, die was können

  • Regeneration & Wellness
Am 10. Mai 1997, dem Geburtstag von KR Robert Rogner, wurde die von Friedensreich Hundertwasser geplante Therme in Bad Blumau eröffnet. Heuer feiert die beliebteste Therme Österreichs das 25-jährige Jubiläum. Robert Rogner blickt auf die Entstehung seines Lebenswerkes zurück.

Herr Rogner, alles Liebe und Gute zum Geburtstag! In diesem Jahr feiert auch das Rogner Bad Blumau, welches vor genau 25 Jahren eröffnet wurde. Was bedeutet die Therme im Hügelwiesenland für Sie persönlich?
KR Robert Rogner: Dieses Gesamtkunstwerk ist mein Meister- und Lebenswerk! Die Bestätigung dafür bekomme ich tagtäglich von den heimischen und internationalen Gästen. 

Drehen wir die Zeit ins Jahr 1987 zurück. Erinnern Sie sich noch an Ihr Treffen mit Karl Semmler?
KR Robert Rogner: Ja, der damalige Gemeindesekretär war ein „lästiger“ Mensch, der mich unbedingt für den Bau einer Therme in Blumau begeistern wollte. Eines Tages drückte er mir einen A4-Zettel in die Hand, auf dem die Wasserexpertise der Bohrung aus dem Jahr 1979 aufgelistet war. Das Wasser hatte eine so hohe Mineralisierung und war so heiß wie kein anderes Thermalwasser. Ich erkannte die Wettbewerbsvorteile und wollte in Blumau ein Feriendorf mit Therme bauen.  

Dabei waren Sie damals auf die Steiermark gar nicht gut zu sprechen …
KR Robert Rogner: Ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust, in der Steiermark eine Therme zu bauen. Jahre zuvor wurde ich als Bauträger in Loipersdorf abgelehnt, weil dort keinesfalls ein Kärntner zum Zug kommen sollte. 

Können Sie uns Details der damaligen Verhandlungen verraten?
KR Robert Rogner: In Loipersdorf wurde wie auch in Waltersdorf warmes Wasser anstatt Öl oder Gas gefunden. Das Land Steiermark suchte einen Investor für die Entwicklung in Loipersdorf. Ich wurde eingeladen, daran teilzunehmen. Mit Hofrat Kriegseisen trafen wir uns in Loipersdorf, wo ein kleines Bächlein über die grüne Wiese lief, sonst war dort nichts. Ich fragte den Herrn Hofrat, wie er auf mich kommt. Die Antwort war: Er hat aus den Medien mitbekommen, dass ich für meine neue Entwicklung „Sanfter Tourismus in Ferienregionen“ von internationalen Fachjournalisten mit dem sogenannten Tourismus Oscar ausgezeichnet wurde. Meine Antwort war: ,,Hier ist nichts - ich kann mir eine Entwicklung vorstellen, aber nur dann, wenn das Land als Minderheitsbeteiligter mitgeht.“ Dies wurde abgelehnt. Das Land hat dann selbst die Therme aus Holzleimbindern errichtet, welche dann das Opfer eines Feuers wurden.  

Hat sich Ihrer Einstellung zur Steiermark mit der Entscheidung für den Bau in Blumau geändert?
KR Robert Rogner: Nein, anfangs nicht. Das Land wollte keine unmittelbare Konkurrenz für Loipersdorf und Bad Waltersdorf – in Blumau sollte stattdessen eine Mülldeponie kommen. Gegen diesen Plan wehrte sich Karl Semmler und auch die Bevölkerung in Blumau sah in einer Therme plötzlich die Chance für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Denn die Gemeinde zählte zu dieser Zeit zu den ärmsten in ganz Österreich, hier war so gut wie nichts. 

Wollten hier auch andere Unternehmen eine Therme bauen?
KR Robert Rogner: Ja, das Land Steiermark hat sogar einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, ein anderer Baukonzern wollte eine Inseltherme bauen.  

Man wollte Sie anscheinend mit allen Mitteln verhindern. 
KR Robert Rogner: Ja, es wurde sogar ein Vertrag vom Land abgeschlossen, der die Ableitung eines Teils des Blumauer Thermalwassers nach Bad Waltersdorf vorgesehen hat. Das konnte ich verhindern, indem ich 40 Hektar Grund rund um die Bohrstelle zum für damalige Verhältnisse hohen einheitlichen Quadratmeterpreis von 100 Schilling gekauft habe. 

Warum wurde Blumau schlussendlich kein Feriendorf mit Therme?  
KR Robert Rogner: Weil es zum Glück im Leben besondere Tage gibt, an denen man auf besondere Menschen trifft. So ein Tag war der 15. Jänner 1992, als ich vom Direktor der Wiener Albertina, Hofrat Professor Dr. Walter Koschatzky, zu einem Fest in seine Wohnung im Schloss Schönbrunn eingeladen wurde. Zufällig saß ich Friedensreich Hundertwasser gegenüber und plötzlich hatte ich eine, nein, die Idee. „Sie heißen Hundertwasser. Ich habe 100 Grad heißes Wasser. Wir sollten uns zusammentun“, sprach ich den Künstler an und er sagte zu, nach Blumau zu kommen. 

Wie war seine Reaktion, als er einen ersten Blick auf die Landschaft warf?
KR Robert Rogner: Zuerst meinte er, was ich hier wolle, wo es nicht einmal ein Gasthaus gibt … Wenig später sagte er: „Ja, hier werden wir etwas machen!“

War es schwierig, die Ideen von Friedensreich Hundertwasser in die Tat umzusetzen?
KR Robert Rogner: Wir hatten alle großen Firmen hier, nach einer Woche waren sie alle wieder weg. Immer wieder hörte ich die gleiche Begründung: „Das können wir nicht – da geht’s einmal rauf und dann wieder hinunter …“ 

Was machte es so schwierig?
KR Robert Rogner: Friedensreich Hundertwasser nahm die Natur zum Vorbild, in der es auch keine Gerade gibt. Dazu kamen Vorstellungen, die statisch nicht möglich schienen. Es war aber so ziemlich alles möglich, weil ich Partner mit Händen hatte, die was können: Hervorragende Maurer!

Die Baustelle war ja eine, wenn nicht die meistbesuchte in Österreich.
KR Robert Rogner (lacht): Ja, der „Baustellentourismus“ war enorm, insgesamt kamen rund 300.000 Menschen, um die Entstehung zu bestaunen. Die Architektur begeisterte, weil die fantasievollen Gebäude an die Kindheit erinnerten. Es machte sich Fröhlichkeit breit und Blumau stand plötzlich weltweit in den Medien.  

Was bewirkte das im Dorf?
KR Robert Rogner: Die Einheimischen begannen, auch ihre Häuser zu renovieren, alte und halbverfallene Ruinen abzutragen. Viele sahen jetzt ihre Chance gekommen und errichteten Fremdenzimmer – und das Land Steiermark nahm viel Geld in die Hand, um die Infrastruktur zu verbessern. Der Lohn dafür war der europäische Dorferneuerungspreis. 

Sollte das Rogner Bad Blumau immer ein Unikat bleiben?
KR Robert Rogner: Nein, ein zweites Rogner Bad war auf Teneriffa geplant, aber leider verstarb Friedensreich Hundertwasser knapp davor.  

Was fasziniert Sie persönlich hier im Rogner Bad Blumau am allermeisten? 
KR Robert Rogner: Das Beobachten der Menschen. Die meisten gehen Hand in Hand die Gänge entlang, fast alle Kinder gehen am Rand, wo es uneben ist. Dazu kommt die Begeisterung der Menschen für das Rogner Bad Blumau. Zum Jubiläum schickte mir zum Beispiel ein Stammgast ein Fotobuch, in welchem er Bilder von der Eröffnung weg neuen Aufnahmen gegenübergestellt hat. Darin sieht man deutlich: Noch bevor die letzte Idee umgesetzt wurde, ist ein wichtiges Ziel bereits erreicht: Die Natur hat sich das Areal längst zurückerobert! 
Friedensreich Hundertwasser hätte seine Freude, wenn er das alles heute, 22 Jahre nach seinem Tod, sehen könnte ... 

Stichwort Ideen: Reizt Sie der Bau des Schneckenhauses noch?  
KR Robert Rogner: Ja, dieses Schneckenhaus ist und war von Anfang an Thema und es würde mich sehr reizen. Aber Vorrang hat jetzt ein Haus für unsere MitarbeiterInnen, das wir so rasch wie möglich errichten werden. Immer mehr von ihnen kommen von weit her und wir müssen ihnen die Gelegenheit geben, hier wohnen zu können. Die Anerkennung durch unsere Gäste haben wir ja auch unseren MitarbeiterInnen zu verdanken, die hervorragende Arbeit leisten und die Seele des Unternehmens sind.  

Das Rogner Bad Blumau wurde bereits zum siebenten Mal von den Gästen zur beliebtesten Therme gewählt -– macht Sie das stolz?
KR Robert Rogner: Ja, sehr. Es ist eine Bestätigung dafür, dass hier gut gearbeitet wird und wir auf dem richtigen Weg sind. Zugleich sind diese Auszeichnungen und das Lob unserer Gäste der Ansporn, nicht nachzulassen. 

Vorreiter waren Sie auch bei der Geothermie im Rogner Bad Blumau.   
KR Robert Rogner: Daran habe ich schon gedacht, als ich die Wasseranalyse sah. Aber die Förderung der Vulkania® Heilquelle wurde aufgrund der außergewöhnlich hohen Mineralisierung von Experten als unmöglich eingestuft. Es gelang mir aber, ein Patent zur Förderung der Heilquelle zu entwickeln. Dadurch wird das 104°C heiße Wasser nicht nur für Badefreuden, sondern auch zur Stromerzeugung und zur Beheizung der gesamten Anlage bis zu einer Außentemperatur von -20 °C ·genutzt. Dadurch ersparen wir uns bis zu 6.800 Liter Heizöl pro Tag und haben einen in sich geschlossenen Kreislauf des Wassers.

Wie gefällt Ihnen die Gemeinde Bad Blumau heute? 
KR Robert Rogner: Als ich kürzlich mit der Kutsche durch den Ort gefahren bin, habe ich mich gefreut, wie viele neue Häuser hier gebaut worden sind, wie schön das Dorf ist. Auch das macht mich stolz, weil der Auslöser für diese positive Entwicklung der Bau des Rogner Bades Blumau war. 

Sie betonen oft, wie wohl Sie sich in Ihrem Lebenswerk fühlen. Wie oft kommen Sie nach Bad Blumau?   
KR Robert Rogner: Ich bin immer wieder gerne hier. Und weil ich mich hier so wohlfühle, wird mein Lebenswerk schon bald mein Hauptdomizil sein – ich werde Bad Blumauer! Auch meine neun Enkelkinder haben hier bereits einen Bauplatz bekommen. Und es ist niedergeschrieben, dass kein Teil dieses Gesamtkunstwerkes verkauft werden darf. Es ist weltweit einzigartig und muss genau so erhalten bleiben!

Interview: Christian Thomaser

Anmerkung: Dieses Interview mit KR Robert Rogner war ein Erlebnis, dessen Inhalt weit über Bad Blumau hinausgegangen ist. Viele weitere interessante Geschichten können Sie in der Biografie von KR Robert Rogner nachlesen. 

Von der Idee zum einmaligen Gesamtkunstwerk

1979: Es wird „nur“ heißes Wasser“ gefunden, die Quelle wieder verschlossen.
25. Juni 1987: Blumau sollte eine Mülldeponie bekommen, einzig Gemeindesekretär Karl Semmler war dagegen und gründete den Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Blumau. Am 25. Juni 1987 überzeugt er KR Robert Rogner mit der Wasseranalyse.
November 1990: KR Robert Rogner kauft 40 ha Grund rund um die Thermalbohrung
zum damaligen hohen einheitlichen Preis von 100,00 Schilling pro Quadratmeter.
15. Jänner 1992: KR Rogner und der Künstler Friedensreich Hundertwasser treffen aufeinander. „Sie heißen Hundertwasser. Ich habe 100 Grad heißes Wasser. Wir sollten uns zusammentun.“ Sie taten sich zusammen. 
18. Dezember 1992: Präsentation des Hundertwasser-Modells der Therme Blumau.
21. Juni 1993: Spatenstich – KR Rogner konnte endlich mit dem Bau beginnen.
13. September 1996: Die Dachgleiche wird gefeiert.
10. Mai 1997: Das Rogner Bad Blumau wird feierlich eröffnet.
30. Dezember 2000: KR Robert Rogner entwickelt ein Patent zur Förderung der Heilquelle. Das 104°C heiße Wasser aus der Quelle sorgt nicht nur für  Badefreuden, sondern wird auch zur Stromerzeugung und zur Beheizung im Rogner Bad Blumau genutzt. Ein in sich geschlossener Kreislauf des Wassers ist geschaffen.
Dezember 2002: Eröffnung der Vulkania® Badelandschaft.
2014: Eröffnung des Sportbeckens mit einer Länge von 25 m. 
Mai 2016: Eröffnung des multimedialen Museums „LEBENSWERKSTATT Robert Rogner“. 
2019: Der „Platz der Visionäre” im Ortszentrum von Bad Blumau wird eröffnet: KR Robert Rogner und Friedensreich Hundertwasser bekommen ein Denkmal in Bad Blumau.