Palmbuschen binden in der Steiermark

Osterbrauchtum mit unterschiedlichen regionalen Varianten

Verfasst von:
Julia Maierhofer, BA

Am Palmsonntag, dem letzten Sonntag der Fastenzeit, wird die Karwoche eingeleitet. Traditionellerweise passiert das mit der Segnung der Palmbuschen.

Die gesegneten Palmbuschen werden auch heute noch oft zum Schutz des Hauses hinter das Kreuz im Herrgottswinkel gesteckt, auf den Dachboden von Getreidekasten und Scheune gelegt, wo sie als Blitzschutz dienen oder für eine ertragreiche Ernte auf den Feldern sorgen sollen. Außerdem werden die geweihten Palmbuschen als Beigabe beim Räuchern in den Raunächten verwendet, um so den Segen auszuweiten.

Die verwendeten Palmbuschen können lokal sehr unterschiedlich in Größe bzw. Höhe und Machart ausgeformt sein, wobei man zwischen Handbüscherln und Büscherln auf Stöcken oder Stangen unterscheidet. Allen gemein ist die Tatsache, dass sie als Hauptbestanteil die „(Palm)Katzerln“ der Weidengewächse (Salicaceae) aufweisen. Dazu kommen dann, je nach regionaler Überlieferung, Zweige vom Buchs, Segenbaum, „Lebensbaum“ oder „Zedernbaum“ (Thuje). Gebunden wurden sie zumindest früher einmal am Freitag vor dem Palmsonntag vor Sonnenaufgang.

Auch wenn heuer der Osterurlaub wegen dem Coronavirus ausfallen muss, in den Familien wird das Brauchtum hochgehalten – im nächsten Jahr sind dann wieder Gäste mit dabei. Wir wünschen eine schöne Zeit mit der Familie und frohe Ostern. Bis hoffentlich bald in der Steiermark.

 

Wie unterschiedlich diese Buschen sein können, zeigen Beispiele aus dem Ausseerland, dem Paltental, dem Mariazellerland, dem Vulkanland oder dem Ennstal:
 

  • Im Ausseerland kommt zu den Palmkatzerl häufig noch Erika, Buchs, Eibe, Thuje und Wacholder dazu, welche mit den sogenannten „Riatln“ (das sind gespaltene Weidenzweige) gebunden werden, geschmückt mit Seidenmaschen und „Beigln“ (einem ringförmigen Fastengebäck). Mancherorts sind mehrere Büschel, von verschiedenen Familien beigesteuert, an hohen Stangen befestigt.
     
  • In Gaishorn im Paltental werden kleinere Büscherln an meterhohen Palmstangen in unterschiedlichen Höhen festgebunden, wobei der Abschluss jeweils von einem größeren Buschen mit längeren Zweigen und bunten Bändern gebildet wird und die Stangen dazwischen mit bunten Seidenbändern umwickelt sind.
     
  • Bis zu 15 Meter Höhe erreichen die Palmbuschen in Haus im Ennstal, jährlich werden die längsten prämiert. Nach überlieferter Art werden dabei an einem langen Haselnussstecken Palmkatzerlzweige mit Spagat festgebunden und der Buschen mit bunten Krepppapier-Bändern und kleinen Äpfelchen geschmückt. Manchmal kommen noch Buchsbaumzweige hinzu, die für den frischen grünen Aufputz sorgen. Hier ist es Brauch, dass die Palmbuschen, welche die Buben zur Segnung bringen, von ihren Großvätern gebunden werden.
     
  • Durch ein besonders kunstvolles Flechtwerk werden Palmkatzerl und Buchs zu Palmbuschen in Stainz bei Straden im Vulkanland gebunden. Es ist schon zur Tradition geworden, dass die Stainzer Korbflechter am Freitag vor dem Palmsonntag normalerweise* zahlreichen Besuchern geduldig Anleitung geben, wenn diese ihre eigenen Büscherl gestalten wollen. Während die einfachen Ringerl auch von Kindern gefertigt werden, bleiben die komplizierteren Formen den Erwachsenen vorbehalten.
    *Aufgrund der aktuellen Situation gibt es diese Besuche heuer nicht.
     
  • Im Mariazellerland hingegen werden am Ende von 1-2 Meter langen Stangen Palmkätzchen und Thujenzweige in Buschen gebunden. Diese werden zudem von kunstvollen zwei- oder dreidimensionalen Buchskränzen, welche mit bunten Seidenblumen und -bändern verziert sind, nochmals überbunden bzw. eingerahmt. Jung und Alt treffen sich zum Palmbuschen binden im Heimathaus Mariazell.

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