Die Steiermark - das Grüne Herz Österreichs | © STG | Tom Lamm Die Steiermark - das Grüne Herz Österreichs | © STG | Tom Lamm

Darum gehen wir gerne in den Wald

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  • Wanderroute Vom Gletscher zum Wein , Sommer, Grünkraft Steiermark, Frühling
Wie wirkt das Wunderwerk Wald auf uns? Was den Zauber im Wald ausmacht, das haben wir uns heute angesehen…

Die Steiermark ist das waldreichste Bundesland Österreichs, mit knapp 62% Waldanteil (Quelle: BfW der Republik Österreich) bzw. circa 850.000.000 Bäumen. Bei der Naturvermittlerin Barbara Holzer, die als Naturparkführerin im Naturpark Mürzer Oberland (einem der 7 steirischen Naturparken) arbeitet, haben wir nachgefragt, was wir im Wald entdecken können. Und dabei hat die Naturexpertin gleich persönliche Tipps für uns:  

Liebe Frau Holzer, beim Waldspaziergang sehen wir hellgrüne Blätter an den Laubbäumen, die Tannenbäume tragen junge Wipfel und unten am Waldboden wachsen grüner Klee und Moos. Die Artenvielfalt der Waldflora ist groß. Was beeindruckt Sie persönlich am Lebensraum Wald am meisten?

Barbara Holzer: „Die Vielfalt und die Genialität der Natur! Damit meine ich, dass jede Pflanze, jeder Baum, jedes Tier so an die Gegebenheiten angepasst ist. Also, dass sie, die Pflanze, zur richtigen Zeit am richtigen Ort wachsen, blühen, leben, wirken und sich vermehren kann.“

Unscheinbar und doch so auffallend: Vielen geht es ähnlich, wir freuen uns über blühende Pflanzen am Wegesrand, wissen aber kaum ihre Namen. Welche Pflanzenarten blühen insbesondere im Frühling im Wald? Welche Kräuterdüfte erwarten uns?

Barbara Holzer: „Oh, da gibt es viele. Einer der ersten Frühlingsboten ist der Huflattich. Diese Heilpflanze ist eine der wenigen, wo zuerst die Blüte sichtbar wird und dann erst die Blätter. Die weißen Blüten der Pestwurz zieren bei uns im Naturpark Mürzer Oberland auch sehr früh den Wegesrand. Der intensive Geruch vom Bärlauch und der bittere Geschmack der Brunnenkresse gehören für mich persönlich zum Frühling einfach dazu. Der weiße Blütenteppich vom Waldklee sowie die vereinzelt stehenden Blüten von Hänsel und Gretel (Lungenkraut), Wald-Schlüsselblume, Gundelrebe, Brennnessel, Taubnessel ergänzen bei uns die Vielfalt. Und natürlich noch viele mehr … es ist also eine schöne Zeit, um bei einem Spaziergang die Pflanzenvielfalt zu betrachten.“

Heutzutage ist das Wort „Waldbaden“ in aller Munde. Aus dem asiatischen Raum stammend, spricht man vom Erleben beim Aufenthalt in der Umgebung des Waldes. Haben Sie schon einmal ein „Waldbad“ genommen? Wie kann man sich das vorstellen?

Barbara Holzer: „Aber ja! Ich bade regelmäßig im Wald, aber nicht gezielt. Für mich ist der Wald ein Heil-, Therapieraum, meine Kraftquelle, mein Arbeitsplatz…mein Lebenselixier. Die befreiende Wirkung sich im Wald zu bewegen, der entspannende tiefe Atemzug, den ich automatisch mache, wenn ich aus dem Haus gehe und mir denke: Es tut so gut, ist mit nichts zu vergleichen.

Ich bade im Wald am frühen Morgen, wenn der Tau noch in der Luft liegt…ich mich am Tag von einem kreischenden Raben ertappt fühle oder einen Sonnenstrahl in mein Gesicht scheinen lasse…und da ist noch so viel mehr zu entdecken: der Sonnenuntergang auf einer Lichtung, die ersten Regentropfen durch die dichten Äste, barfuß in der Wiese liegen oder Wolkenbilder beobachten. Hier habe ich noch duzende Beispiele dazu … Waldbaden ist für mich die natürlichste Sache der Welt:

Aber gerade darin liegt die Kunst. Das Einfache erlebbar, spürbar, greif- bzw. begreifbar zu machen.

Die Steiermark bietet einige inspirierende Wälder. Wie können wir den Wald mit unseren Sinnen intensiver wahrnehmen? Und wie können wir den Wald beispielweise auch als Familie gemeinsam im Urlaub erleben?

Barbara Holzer: „Gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist, finde ich es am spannendsten, wenn es kein Ziel gibt und die Vereinbarung: Zeig mir was du siehst. Da taucht man in Welten ein, die sonst verborgen bleiben (ein geheimer Tunnel, ein Moosbett, ein Waldtrampolin, ein Radspinnennetz). Fein ist, wenn man den Kindern dann auch noch folgt und dies gemeinsam erkundet. Eine weitere gute Übung ist, auch für Erwachsene, bewusst langsam zu gehen und ganz bewusst links und rechts zu schauen. Oder wenn man zu zweit unterwegs ist, ein vereinbartes Stück schweigend geht und sich danach austauscht, was man gesehen hat. Eine Art Achtsamkeit: Was sehe, höre, spüre ich? Immer nur eine Fokussierung. Das verändert die Wachsamkeit und Wahrnehmung.“

Durch den Wald lässt es sich auch wunderbar wandern. Was ist bei Wanderungen durch den Wald in den warmen Jahreszeiten wichtig, außer einer guten Ausrüstung bei Regen und einer Karte? Also in Bezug auf die Natur selbst?

Barbara Holzer: „Grundsätzlich gilt es immer zu wissen: Egal wo wir uns bewegen, wir sind dort Gäste und haben uns entsprechend respektvoll und nach den allgemein gültigen Regeln zu verhalten. Kurz gesagt: Am markierten Weg bleiben, Hinweisschilder beachten und einhalten. Wichtig finde ich persönlich auch: Nicht vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang unterwegs sein. Das heißt, damit die Ruhezeiten der Tiere respektieren. Da wären wir wieder bei der Wertschätzung der Natur … Tja und: Die entsprechende Tourenplanung ist auch bei Wanderungen im Wald wichtig. Wegstrecke, Beschaffenheit, Länge, natürlich den Müll wieder mit nach Hause tragen etc. Damit wir dann alle gemeinsam den Wald genießen können.“

Den Wald genießen – darauf haben Sie uns wirklich Lust gemacht. Am schönsten wäre es jetzt, wenn wir eine Waldrunde drehen :) Danke für das erfrischende Gespräch, Frau Holzer!

Wer Sehnsucht nach einem Spaziergang oder gar einer längeren Wanderung im Wald hat, für den haben wir noch ein paar Wald-Wandertipps für den Sommer parat.

 

  • Für Sportliche: Auf der Wanderroute Vom Gletscher zum Wein gibt es herrliche Waldstrecken für  Wanderungen: Allerdings benötigt man für die meisten Etappen eine sehr gute Kondition, da der Weitwanderweg nur für geübte Wanderer geeignet ist. Ein besonderes Waldstück ist beispielsweise das Naturjuwel Schluchtwald der Deutschlandsberger Klause am Rand der Weitwanderroute. Ebenso ein Naturjuwel ist der Geißstallwald bei Eisenerz, dieser liegt in der Nähe der 13. Etappe der Wanderroute, beim idyllischen Leopoldsteiner See in der Hochsteiermark.

 

  • Für Familien: Für große und kleine Entdecker ist hingegen der Wald der Sinne zu empfehlen. Der Wald der Sinne ist ein Rundweg, an dem auf Kraftplätzen Energie aus der Natur getankt werden kann. Dieser ist auch gegen Voranmeldung mit Führung erlebbar.

 

  • Für Ruhesuchende: Duftende Zirbenwälder können begeisterte Wanderer etwa in der Umgebung des Zirbitzkogel erleben. Wie herrlich es in einem Zirbenwald riecht, das kann man hier dann gleich selbst entdecken – wie Frau Holzer schon sagte, hier kann man seine Sinne gut trainieren :) Übrigens führen auch einzelne Etappen der Wanderroute Vom Gletscher zum Wein durch dieses Gebiet.