Vorhang auf für die Bühnen Graz

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  • Kulturgenuss im Grünen, Frühling, Sommer, Abenteuer für Groß & Klein
Das wissen nur wenige über die Bühnen Graz: Wir haben uns angesehen, welche spannenden Infos sich hinter den Kulissen der Spielstätten verstecken. Von schiefen Bühnen, über alte Gefängnisse bis zur wohl langsamsten Drehbühne der Welt.

Da kommt alles ins Rollen – Das Orpheum Graz

Egal ob Mikrofon, Kugelschreiber oder Kabelrolle, allesamt Utensilien, die im Orpheum Graz bedacht abgelegt werden müssen, denn die Bühne der legendären Veranstaltungsstätte ist schief. Es ist aber kein Rechen- oder Baufehler, der den Architekten hier unterlaufen ist. Da das Haus mit großer Konzert- und Kabarett-Tradition mit einer klassischen Theaterbühne ausgestattet ist, wurde diese mit einem Gefälle gebaut. Die Bühne ist somit im hinteren Bereich rund 30 cm höher als ganz vorne. So entsteht eine perfekte Perspektive und das Publikum hat die Personen auf der Bühne immer perfekt im Blick. Richtet man auf der Bühne einmal den Blick nach oben, so geht es da ordentlich in die Höhe. Für das Publikum unsichtbar, ragt über den KünstlerInnen ein rund 20 Meter hoher Schnürboden, von wo aus verschiedene Lightbars, Vorhänge und Leinwände herabgelassen werden können.

Bald gibt’s wieder hervorragende Stimmung im Orpheum Graz, zum Beispiel mit den Crash Test Dummies und ihrem 90er Welthit „Mmm Mmm Mmm Mmm“ oder mit Kabarettgrößen wie Stermann & Grissemann oder Alfred Dorfer.

Das Gefängnis, das zum Gefängnis und wieder zum Gefängnis wurde – Die Schloßbergbühne Kasematten

Eine der ältesten und spektakulärsten Show-, Kabarett- und Konzertbühnen steht mitten am Gipfel des Grazer Schloßbergs. Eigentlich war dieses Gebäude ein Kellergewölbe des großen Burggrafenhauses und entstand im 16. Jahrhundert. Rund 200 Jahre später wurde aus dem Speicherkeller dann ein „Männerstrafhaus“, sprich ein Gefängnis. Erst 1937 wurde aus der Ruine dann eine Freilichtbühne und es könnte nicht besser passen: Eingeweiht wurden die Kasematten mit Ludwig van Beethovens „Fidelio“, einer Oper, die in einem Gefängnis spielt. An dieser Tradition wurde auch in den Folgejahren festgehalten, so wurde „Fidelio“ schon des Öfteren hier aufgeführt, zuletzt 2020 mit einem internationalen Staraufgebot rund um Operngröße Sir Bryn Terfel.

Der Sommer am Berg steht vor der Tür: das sind die Highlights der Open Air-Saison auf der Schloßbergbühne Kasematten. Mit dabei sind heuer Shows wie Herr der Ringe & Der Hobbit oder Konzerte von Ina Regen, Konstantin Wecker und Julian le Play.

Feiern mit den Höhlenmenschen von heute – Der Dom im Berg

Zählt man die spektakulärsten Veranstaltungslocations Europas auf, kommt man am Dom im Berg nicht vorbei. Im zweiten Weltkrieg wurde ein bereits vorhandenes Stollensystem im Grazer Schloßberg aus dem Mittelalter groß ausgebaut. Etliche Kilometer an Stollen entstanden so und wurden als Kommandozentrale, Lazarett und Versorgungsspeicher genutzt. Zur "Landesausstellung 2000" wollte man einer größeren Fläche im Berg neues Leben einhauchen: Es entstand der Dom im Berg als Konzert- und Clubbingbühne. Rund 20 Meter in der Breite, 28 Meter in der Tiefe und zwölf Meter in der Höhe misst diese angelegte Höhle, perfekt für bis zu 600 Konzertbesucher*innen oder Clubbing-Gäste. Seit 2019 ist der Dom im Berg mit einem hochmodernen Ambisonics Soundsystem ausgestattet, welches ein 3D-Klangerlebnis ermöglicht.

Rein geht’s in den Berg, denn auch 2021 stehen wieder große Projekte am Programm: feinster Indie-Pop von Mira Lou Kovacs und Lou Asril oder das Elevate Festival mit einer Kunstinstallation von Brian Eno.

Ein Theater für die ganze Familie – Das Next Liberty

Die Geschichte des Theaters begann bereits 1829 mit einem einfachen Zirkusbau aus Holz, welcher an wandernde ZirkusartistInnen vermietet wurde. Im Jahr 1859 wurde ein zwölfeckiges Stadttheater errichtet, welches kurze Zeit später erneut umgebaut und der griechischen Muse „Thalia“, der Beschützerin der dramatischen Kunst gewidmet wurde. Ende der 50er Jahre entstand das berühmte „Thalia Kino“, dessen Tanzcafé sich zu einem legendären Treffpunkt für GrazerInnen entwickelte.

Seit über 25 Jahren etabliert sich nun bereits das Kinder- und Jugendtheater Next Liberty als ein Unternehmen der Bühnen Graz zu einem kulturellen Fixpunkt für die ganze Familie und einer steirischen Qualitätsmarke über die Landesgrenzen hinaus. Den Namen verlieh dem Theater übrigens das nahegelegene Lichtschwert, eine Stahlskulptur, die der New Yorker Freiheitsstatue Lady Liberty nachempfunden ist. Heute empfängt das subtil mit Flügeln (der Freiheit) gestaltete Foyer die jungen ZuseherInnen mit einer Lichtinstallation der preisgekrönten steirischen Künstlerin Evelyn Loschy: „Die Fantasie irrt sich nie“. Ein strahlendes Statement für Kreativität, Freiheit und Kinderrechte, für das dieses besondere Theaterhaus steht.

Mit diesen Attributen begeistert das Theater unter der Intendanz von Michael Schilhan jährlich mehr als 65.000 ZuschauerInnen mit über 200 Vorstellungen und darf sich damit zu den erfolgreichsten Jugendtheatern im deutschsprachigen Raum zählen.

Die Bretter, die die Welt bedeuten – Das Schauspielhaus Graz

Der Vorläufer des Schauspielhauses, das „Grätzer Ständische Nationaltheater“, wurde von den steirischen Landständen gegründet und 1776 eröffnet. 1823 erzwang ein Brand den Neubau des Theaters, das 1825 an der Stelle des dafür abgerissenen großen und kleinen Ballhauses am heutigen Freiheitsplatz wiedereröffnet wurde.

Historisch betrachtet kann das Schauspielhaus einiges berichten: So wurde vom Balkon des Schauspielhauses 1918 vor 20.000 Menschen die 1. Republik ausgerufen und der damalige „Franzensplatz“ auf seinen heutigen Namen Freiheitsplatz umbenannt. 1953 musste das Theater erneut seine Pforten schließen und konnte erst 1964 wiedereröffnet werden. Der historische Baubestand des Biedermeier-Theaters wurde bewahrt und das klassizistische, mit Stuckverzierungen und rotem Samt ausgestatte Bühnenhaus neu gebaut. Heute versteckt sich hinter der Bühne jede Menge Technik, so auch die vielseitige Drehbühne, die für eine Umdrehung bis zu 2,5 Stunden braucht und somit wohl zu den langsamsten Drehbühnen der Welt gehört.

Das HAUS EINS ist mit österreichischen und internationalen zeitgenössischen Stücken und Klassikern vielfältig aufgestellt. HAUS ZWEI und DREI hingegen widmen sich der zeitgenössischen Dramatik und sind Schauplatz für zahlreiche Ur- und Erstaufführungen. Johann Nepomuk Nestroy spielte zeitlebens am Schauspielhaus und prägte die Geschichte der Sprechbühne maßgeblich. Seine Stücke zählen zu den am meisten gespielten am Schauspielhaus. Unter der Intendanz Iris Laufenbergs wurde das Theater außerdem mehrfach für den Nestroy-Theaterpreis nominiert und auch damit ausgezeichnet.

Tipp: Das DRAMA|TIK|ER|INNEN|FEST|IVAL Graz

Musik, Gold, Glanz und Historie - Die Oper Graz

Das prunkvolle Gebäude der Oper Graz ist nicht nur von außen eine Schönheit! Neben beeindruckender Architektur bietet das Opernhaus ein vielfältiges Programm aus unterschiedlichen Sparten und lädt jede Saison aufs Neue zu Entdeckungen ein.

Die Oper Graz prägt mit dem 1899 eröffneten, einnehmenden Prachtbau des renommiertesten Architektenduos der k.u.k Monarchie, Ferdinand Fellner und Hermann Helmer das Grazer Stadtbild. Die großzügige, an das Barock und Rokoko angelehnte Ausstattung im Inneren empfängt das Publikum in prunkvollen Rot-, Weiß- und Goldtönen unter glitzernden Lustern – und das seit über 120 Jahren. Das Haus wurde seither beinahe durchgehend bespielt und wurde 2001 sogar mit dem Titel „Opernhaus des Jahres“ geehrt.

Bis heute kann die Oper Graz auf eine lange Tradition der Komponisten- und Sängerpflege verweisen. Neben ihrem Ruf als herausragendes Wagner- und Richard-Strauss-Musiktheater, nahm schon so manche Weltkarriere bedeutender österreichischer KünstlerInnen hier ihren Ausgang. Mit rund 1.200 Sitzplätzen und etwa 10 Neuproduktionen in jeder Spielzeit (September bis Juni) ist die Oper Graz das zweitgrößte Opernhaus Österreichs. Das Mehrspartenhaus bietet einen vielfältigen Spielplan mit Opern-, Operetten-, Musical- und Ballettproduktionen sowie ein Konzertprogramm der Grazer Philharmoniker. Am Programm stehen dabei neben aktuellen Interpretationen von Klassikern des Opernkanons auch Wiederentdeckungen vergessener Musikschätze und spannende Erstaufführungen.

Die Bühnen Graz kulinarisch erleben

Das Ambiente eines Logenplatzes kann man wunderbar im Operncafé erleben, welches über eine mehr als 150 Jahre alte Geschichte zurückblicken kann. Wer den Schlossberg für einen Besuch der Kasematten erklimmt hat, erfreut sich an mediterranen und steirischen Köstlichkeiten im ebenfalls geschichtsträchtigen Starcke Haus. Dort kann man nicht nur Wandmalereien aus dem 19. Jahrhundert bewundern, sondern genießt auch einen traumhaften Ausblick über die Altstadt und die modernen Kulturhauptstadtbauten.

*Dieser Artikel entstand in inhaltlichem Austausch mit den Bühnen Graz. Wir bedanken uns herzlich für die Zusammenarbeit!