UNESCO Welterbe Schloss Eggenberg | © Universalmuseum Joanneum | Zepp@Cam UNESCO Welterbe Schloss Eggenberg | © Universalmuseum Joanneum | Zepp@Cam

Deshalb zählt das Schloss Eggenberg zum schönsten Platz für Ausflüge

  • 11 Minuten Lesezeit
  • Kulturgenuss im Grünen, Sommer, Essen & Trinken
Weshalb das Schloss Eggenberg zum Picknick einlädt und wo die schönsten Plätze in der Parklandschaft versteckt sind, das hat uns Hannay Peyker, Expertin für Kulturvermittlung im Schloss Eggenberg, heute für unser Interview verraten.

Mitten ins Grüne entführt uns dieses Interview: Im Frühling öffnet das Schloss Eggenberg, das den Titel UNESCO Welterbe trägt, wieder seine Türen. Als Kulturvermittlerin des Universalmuseum Joanneums betreut Hanna Peyker Themenführungen durch das Schloss und den historischen Park in Eggenberg. Wir haben bei ihr nachgefragt, was man rund um das bezaubernde Schloss Eggenberg unbedingt einmal gesehen haben sollte:

Liebe Frau Peyker, Sie führen Ihre Gäste durch die Gartenkunstlandschaften bei Schloss Eggenberg und kennen das Schloss mit all seinen verborgenen Geschichten. Was beeindruckt Sie persönlich rund um das Schloss Eggenberg?

Hanna Peyker: Das ist ganz einfach: Man befindet sich hier quasi in einer eigenen kleinen Welt, die viel Geschichte atmet und von ehemaliger Macht und Ansehen einer fürstlichen Familie erzählt. Hier kann man Ruhe, Natur und Kunst in vollen Zügen genießen, fernab des Stadttrubels und doch fast mitten in der Stadt! Beeindruckend ist auch die Architektur, Schloss Eggenberg ist für seine Bauweise und für seine Prunkräume bekannt. Ebenso spannend finde ich den historischen Schlosspark, der von jeder Generation umgestaltet und den neuen Modetrends der Zeit angepasst wurde…

 

Die poetische Parklandschaft lädt ein, einen Spaziergang zu machen. Herrlich sind die alten Bäume und der Planetengarten, der Park steckt voller Geschichten aus der Vergangenheit. Was ist Ihre Lieblingsgeschichte?

Hanna Peyker: Da gibt es viele … aber was ich unbedingt erzählen möchte, ist die Geschichte des Rosenhügels: Der Rosenhügel in seiner heutigen Form ist nämlich eine detailgenaue Rekonstruktion des Originals! Ende des 19. Jh. wurde der Pflegeaufwand zu groß, der Berg verwilderte und verschwand unter einem Nadelwäldchen. 2008 konnte der Hügel wieder freigelegt und den historischen Vorlagen entsprechend mit alten Rosen bepflanzt werden. Das ist wirklich wunderbar, denn so konnte dieser Garten den Gästen wieder gezeigt werden. Ich empfehle auch, hier genauer hinzusehen: Über 50 verschiedene Rosensorten, allesamt Züchtungen vor 1836, zieren diesen historischen Garten. Eine inspirierende Farbwelt. Am Höhepunkt der Rosenblüte im Juni bieten diese Blüten übrigens einen besonders prachtvollen Anblick.  

Welche Tipps geben Sie Gästen mit, die den Park besuchen möchten? Welche Blüten oder Pflanzen sollte man sich genauer ansehen? In welcher Jahreszeit sollte man den Schlosspark unbedingt besuchen?

Hanna Peyker: Unser Schlosspark wurde so konzipiert, dass er zu jeder Jahreszeit etwas Sehenswertes zu bieten hat. Aber ein besonderer Höhepunkt sind meiner Meinung nach unsere historischen Rosen im Frühling, wie oben beschrieben. Wir bieten im Juni auch spezielle Rosenführungen an, wo man viel über diese kostbaren Gewächse erfahren kann. Was man auch nicht verpassen sollte, sind die besonderen Baumarten: Viele der im Biedermeier neuen Baumarten wurden wegen ihrer dekorativen Gestalt ausgewählt. Beispielsweise die Platanen mit ihrer auffälligen Rinde. Einige von ihnen kann man heute noch als gewaltige Baumriesen hier im Park bewundern.

Tja und ehrlich gesagt, sind alle Jahreszeiten schön…Verschiedene wunderbare Solitärbäume wie Eichen, Blutbuchen, Kiefern und Fichten, aber auch seltene wie Ginko, Schnurbaum, Tulpen-, und Trompetenbaum zeigen auffallendes Laub in Herbstfärbung.

Wir haben gehört, dass manche der jungen Bäume im Sommer auch eine Art von Sonnencreme tragen, stimmt das?

Hanna Peyker: Ja, das stimmt so wirklich … Einige der jungen Bäume tragen eine Art von „Sonnencreme“, einen weißen Schutzanstrich am Stamm, um Schäden durch zu starke Sonneneinstrahlung im Sommer zu verhindern.

 

Wird in Schloss Eggenberg gepicknickt? Wie steht das historische Picknick in Verbindung zum heutigen Schloss Eggenberg?

Hanna Peyker: Da muss ich ein wenig ausholen: Zuerst muss man sich klarmachen, dass Picknick im 17./18. und frühen 19. Jh. etwas grundlegend Anderes bedeutete als heute. Der Begriff „Picknick“ tauchte erstmals 1649 in Paris auf und bezeichnete anfangs das Essen in geschlossenen Räumen. „pique-nique“ bedeutet: eine Kleinigkeit aufpicken. Gemeint ist, dass sich der Gast bei einer Einladung in einen Salon an den Kosten beteiligen soll. Es handelte sich also um ein gemeinsames bezahltes Mittagsmahl oder Abendessen. Erst zu Beginn des 19. Jh. bezog sich der Begriff dann auf eine Mahlzeit im Freien. Doch das Picknicken ist natürlich viel älter… es wurde schon in der Antike praktiziert. Erst im Barock fand der Adel Gefallen am Speisen ohne Rücksicht auf die strenge Etikette.

Zusammengefasst, um auf die Frage zurückzukommen: Ja, das kann angenommen werden – dass in Schloss Eggenberg gerne gepicknickt wurde.

Wie hat ein Picknick in früheren Zeiten ausgesehen und in welcher Form wurde es abgehalten?

Hanna Peyker: Um sich ein Bild von Picknicks des 18. Jh. machen zu können, schlage ich vor, die sogenannten Raunacher-Zimmer im 2. Stock des Schlosses zu besuchen. Dort kann man an Wandbespannungen, gemalt von dem Grazer Maler Johann Baptist Anton Raunacher, genau solche „Landpartien“ (die unserer heutigen Vorstellung eines Picknicks wohl am nächsten kommen) eindrücklich miterleben. Es handelt sich hier um Hauptbelustigungen des Adels im Sommer, bei denen man mit seinen Freunden einen Ausflug aufs Land unternimmt, um die Idylle eines (oft verklärten) Landlebens zu geniessen.

Wir haben jetzt richtig Lust auf ein Picknick im Grünen bekommen. Sind Sie heuer beim Museumspicknick im Grünen mit dabei? Welchen Tipp haben Sie für den Kultursommer für uns?

Hanna Peyker: Selbstverständlich bin ich dabei! Das ist ein wunderbares Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Im Sommer gibt es wieder auserlesene Termine, an denen im Schlosspark gepicknickt werden kann. Insbesondere die Parkführungen im Zuge der Museumspicknicks im Grünen lege ich den Gästen ans Herz.

Meine persönliche Empfehlung ist es auch, klassischen Klängen im Umfeld des Schlosses zu lauschen: Heuer gastiert das Festival für klassische Musik, die styriarte, wieder bei uns – es wird bestimmt beeindruckend. 

Danke für das Gespräch! Wir sind jetzt völlig in Stimmung für ein Picknick gekommen und wünschen Ihnen einen schönen Start in den Kultursommer. Und natürlich gutes Wetter für die Picknicktage.

Hanna Peyker: Vielen Dank! Vielleicht sehen wir uns ja beim Picknick :) 

Fotoquellen Instagram:

1 Foto: Rosenhügel, Universalmuseum Joanneum/N.Lackner

2 Foto: Universalmuseum Joanneum/Christine Kipper