Advent-Stillleben | © STG | Tom Lamm Advent-Stillleben | © STG | Tom Lamm

Wie man Adventbräuche neu entdecken kann

  • 8 Minuten Lesezeit
  • Winter, Essen & Trinken
Nun steht der klangvolle Advent vor der Tür: 1,2,3 und auch bald 4...

Jährlich warten wir schon mit Vorfreude auf die adventliche Zeit – bis endlich der Duft von süßen Köstlichkeiten zuhause einzieht. Daneben schmücken Adventkranz und Weihnachtsdekorationen farbenfroh unsere Wohnzimmer. Aber wie viel wissen wir eigentlich darüber, was hinter diesen Traditionen steckt? Was man über alte Adventbräuche wissen sollte, das hat uns Frau Dr. Monika Primas, Geschäftsführerin der Volkskultur Steiermark, in einem Interview erzählt:

Liebe Frau Dr. Primas, Sie sind ja eine Expertin, was Adventbräuche betrifft. Der heurige Advent wird aus aktueller Lage ruhiger, es geht also zum „stillen Advent“ zurück. Welche Adventbräuche gehören in der Steiermark zu dieser Jahreszeit seit jeher hinzu?

 

Monika Primas:

„Ich denke, es tut uns allen ganz gut, einmal einen ruhigeren Advent zu begehen. Advent – der Begriff kommt ja vom lateinischen „adventus“, also Ankunft – soll tatsächlich eine sinnliche Vorbereitung auf das Weihnachtsfest sein. Und unsere Bräuche und Traditionen weisen uns diesbezüglich den Weg. Etwa der Adventkranz oder das Zubereiten weihnachtlicher Köstlichkeiten, das Basteln von Weihnachtsschmuck, Adventfeiern, Roratemessen oder Adventsingen…“

Welchen Adventbrauch praktizieren Sie selbst am liebsten?

 

Monika Primas:

„Der Advent beginnt für mich ganz bewusst mit dem Adventkranzbinden. Eigentlich eine meditative Tätigkeit, die mich zur Ruhe bringt, zum Sinnieren veranlasst und im Selbertun für eine schöne erste vorweihnachtliche Stimmung sorgt. Und dann begleitet dieser immergrüne Kranz die Zeit bis Weihnachten, veranschaulicht uns, wie die Tage und Wochen vergehen und das große Fest näherkommt.

Wenn wir an die Adventbräuche unserer Kindheit denken, erinnern wir uns auch immer wieder an Düfte aus dieser Zeit. Welche Gewürze werden traditionell in der Adventzeit stärker verwendet? Welche Rezepte haben in der Steiermark eine lange Tradition?

 

Monika Primas:

„Gestern wie heute liegt in der Vorweihnachtszeit der Duft von Vanille, Zimt oder Gewürznelken in der Luft. Die unzähligen Rezepte für traditionelle Köstlichkeiten bieten ein reichhaltiges Angebot für jeden Geschmack. Besonders beliebt ist in der Steiermark der Lebkuchen, der bereits im Mittelalter als vorweihnachtlicher Bote galt und aufgrund seiner Ingredienzien sättigend und lange haltbar war. Weitere Klassiker sind feine Bratäpfel oder Vanillekipferl.“

Wer A wie Advent sagt, der muss in der Steiermark auch B wie Birnen sagen – nämlich gedörrt als „Kletzen“ im „Kletzenbrot“. Was hat es denn mit diesem Gebäck auf sich?

 

Monika Primas:

„Das Kletzenbrot gilt als besondere Spezialität in der Steiermark. Es ist dies ein dunkles Brot – meist auf Sauerteigbasis – mit gedörrten Birnen, eben den Kletzen, die Namensgeber für dieses Gebäck sind.“

Der Begriff „Kletze“ leitet sich ab vom mittelhochdeutschen klœzen, bedeutet „spalten“, weil die Birnen gespalten und dann gedörrt werden.

„Apropos: Regional unterschiedlich oder auch nach eigenen Vorlieben können noch Nüsse oder getrocknete Zwetschken in den Teig gemengt werden.“

Am Wochenende ist schon der 1. Advent – was ist für Sie an einem Adventkranz besonders wichtig? Gibt es regionale Unterschiede, wie der Adventkranz beispielsweise im Norden oder Süden der Steiermark gebunden wird? Ist die Farbgebung zu beachten?

 

Monika Primas:

„Wenn wir traditionell denken, dann würde es bedeuten, dass der Kranz auf jeden Fall grün sein sollte und deshalb meist aus Tannen- oder Fichtengrass gefertigt wird. Denn symbolhaft steht die Farbe Grün für Hoffnung und Leben. Als der Adventkranz gegen Mitte des 20. Jahrhunderts aus Deutschland zu uns kam, waren die vier Kerzen weiß. Gelegentlich war und ist es auch üblich für den dritten Adventsonntag, den „Gaudete-Sonntag“, eine meist rosafarbige Kerze zu verwenden. Es gibt heute eine breite Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten für den Adventkranz. Grundsätzlich finde ich, dass er den Menschen gefallen muss, die ihn zu Hause aufstellen.“

Lieber in sanften Grüntönen...

oder doch in kräftigem Rot?

Modern: in einer Linie

Jetzt freuen wir uns noch mehr auf Sonntag… Haben Sie einen Tipp für uns, wie man den Kranz selbst binden kann?

 

Monika Primas:

„Ja, gerne! Für mich ist es auch immer am schönsten, den Adventkranz selbst zu binden. Er muss ja nicht perfekt sein, sondern einfach Freude bereiten. Als Anregung dazu hat sich die Volkskultur Steiermark gemeinsam mit den volkskulturellen Verbänden etwas einfallen lassen: fünf neue Online-Videos unter dem Titel „einfach selber machen – Lebendige Volkskultur in der Steiermark“.

Hier können alle gleich mitmachen beim Adventkranz binden, Strohsterne basteln, Stoffbäumchen nähen, Geschichten erzählen und Lieder singen. Anklicken, ausprobieren und Schritt für Schritt zur selbstgemachten Weihnachtsfreude gelangen. Wir laden herzlich ein, die „Volkskultur-Online-Videos“ zu nutzen - und wünschen viel Vergnügen beim Mitmachen! 

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Am liebsten würden wir jetzt gleich beginnen, mit Ihnen einen Adventkranz binden…Das Video erklärt die Gestaltung wirklich gut. Danke für das nette Interview, das uns gleich in zauberhafte Adventstimmung versetzt hat!